Schwarze Locken umrahmen ihr ebenmäßiges Gesicht, die dunklen lebhaften Augen, das übermütige Lächeln – dieses Bild von Anne Frank bleibt im Gedächtnis. Am 12. Juni wäre das Kind einer jüdischen Familie aus Frankfurt 85 Jahre alt geworden. Um diesen besonderen Tag ganz im Gedenken an Anne zu verbringen und die Botschaft ihrer Tagebücher zu verbreiten, veranstaltete das Anne Frank Zentrum am Donnerstagabend einen Festakt in der Berliner Akademie der Künste (AdK).
In Anwesenheit des Cousins Anne Franks, dem 89-jährigen Schauspieler Buddy Elias, würdigten zahlreiche Beiträge das Vermächtnis der jungen Autorin, deren Aufzeichnungen für viele oftmals die erste Auseinandersetzung mit der Schoa geworden sind.
Wanderausstellung Ein Schwerpunkt der Veranstaltung war die Ernennung der Anne Frank-Botschafterinnen und Botschafter. Zentrale Idee dieses Vorhabens ist es, junge Menschen aus ganz Deutschland an die Thematik heranzuführen, damit sie Gleichaltrige durch die Wanderausstellung »Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte« begleiten können.
Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD), die das Botschafter-Projekt unterstützte, würdigte Anne Frank als »eine wunderbare Künstlerin, nur leider eine sehr jung gebliebene«. Schließlich sei ein zentrales Merkmal der Kunst, dass sie etwas in den Menschen auslöse und sie zum Nachdenken anrege. Das schaffe die Autorin heute noch, denn ihr Werk hat auch knapp 70 Jahre nach ihrem Tod nichts an seiner Aktualität verloren. »Anne Franks Worte mahnen uns, stets wachsam zu bleiben«, betonte Schwesig.
Auch für den Schauspieler und Direktor der Sektion Darstellende Kunst an der AdK, Ulrich Matthes, bleibt die Lektüre des Anne Frank Tagebuchs ein Schlüsselerlebnis. Die eindrückliche Identifikation mit der Autorin sei es, die ein abstraktes historisches Ereignis erschreckend real mache. »Es ist verzweiflungsvoll traurig, dass Anne so früh sterben musste. Aber es ist wunderbar, dass es sie gab«, sagte Matthes.
Empathie Ganz im Geiste dieser Erkenntnis, versetzten die beiden musikalischen Beiträge des Abends die Gäste in eine andächtig-nachdenkliche Stimmung. Sowohl das Musiktheater »Annes Tagebuch«, aufgeführt von Schülern des Berliner Anne Frank Gymnasiums, als auch die musikalisch untermalte Lesung von Anne Frank Texten durch die Schauspielerin Pegah Ferydoni, erzählten Geschichten voller Empathie und Selbstlosigkeit.
Wie keine andere steht die Geschichte Anne Franks stellvertretend für die Millionen namenlos Untergegangener, die selbst nicht mehr erzählen können.
Um diesen Gefühlen eine Plattform zu bieten, ermutigte die Aktion »wolkenlos« Schülerinnen und Schüler aus dem ganzen Land ihre Wünsche und Hoffnungen auf Postkarten zu schreiben und an Ballons zu befestigen.
So schwebten auch auf dem Pariser Platz, zwischen Brandenburger Tor und Akademie der Künste, Hunderte hellblauer Luftballons in den wolkenlosen Berliner Abendhimmel.
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