Heute ist das sicherlich ein Thema. Aber früher, als die Ge-
meinden noch in den alten Gebäuden waren, da hatte man ganz andere Sorgen», sagt Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. «Auch wenn wir es lange vielleicht nicht genug in den Mittelpunkt gestellt haben, ist das Thema im Judentum doch schon gut verankert», erklärt Michael Rubinstein, Geschäftsführer der Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen. Es geht um den Umweltschutz. Ob mit rund 400 Mitgliedern, wie in Gelsenkirchen, oder mit 2.800 in Duisburg, in ihrer täglichen Arbeit kommen beide an ökologischen Fragen nicht vorbei.
Denn eng verknüpft mit der Ökologie ist auch die Ökonomie. «Nehmen wir einmal das Stromsparen: Dass wir die Lichter so schalten, dass sie aus sind, wenn niemand den Raum benutzt, ist doch selbstverständlich», erklärt Neuwald-Tasbach. «Das gebietet schon der gesunde Menschenverstand. Und nach dem müssen wir uns in so einer kleinen Gemeinde wie der unseren auch richten.» Hier steckt die Arbeit im Detail: Wie geht man mit dem Papierhandtuchspender um? Welche Putzmittel werden gekauft? «Wo es geht, versuchen wir, umweltfreundliche Lösungen zu finden.»
Wärmedämmung Auf effiziente Wärmedämmung wurde schon geachtet, als die Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen vor vier Jahren ihr neues modernes Haus bezog. Wie sehr, überrascht Neuwald-Tasbach heute noch. «Wir wussten, dass die Dämmung gut ist, aber dass sie so gut ist, haben wir erst später erfahren: Die Mieter in unserem Gemeindezentrum müssen kaum Heizkosten zahlen», erzählt sie.
Zunächst dachte man an einen Messfehler. «Das haben wir mehrfach kontrolliert. Es wird aber einfach so wenig verbraucht.» Bald möchte die Gemeinde ein Seniorenzentrum einrichten, das sich an diesem Beispiel messen kann. Da das neue Haus eine möglichst lange Nutzungsdauer haben soll, müsse es schließlich auch ökologisch auf die Zukunft ausgerichtet sein.
Auch die Kinder möchte man in Gelsenkirchen mit dem Umweltgedanken vertraut machen. «Wir haben gerade eine neue Jugendgruppenleiterin eingestellt. Durch ihre Arbeit wollen wir auf die Jugendlichen einwirken, dass etwa das Wasser im Bad nicht laufen sollte, während man andere Sa-chen macht. Kindern kann man das noch beibringen, später ist es schwierig.»
Doch auch unter den Älteren setzt sich der Gedanke des Umweltschutzes durch. Bei Veranstaltungen wird in Gelsenkirchen kaum Einweggeschirr verwendet. Nach Gebrauch werden Teller, Tassen und Gläser von modernen Geschirrspülern mit wenig Wasserverbrauch gereinigt.
Bewusstsein «Aber solche Dinge bei den Mitarbeitern durchzusetzen, das dauert eben», sagt Michael Rubinstein aus Duisburg. Erst musste Plastik überwunden werden, dann Pappe. «Inzwischen haben das alle verinnerlicht.» Das Umdenken in Sachen Umweltschutz spart der Gemeinde bares Geld. Den Traum vom papierlosen Büro konnte man am Duisburger Innenhafen zwar noch nicht umsetzen. Doch auch hier ist man auf einem guten Weg. «Früher wurden die Sachen hier doppelt und dreifach ausgedruckt, um sie in Ordnern abzuheften.
Heute legen wir die elektronischen Dokumente auf dem Server ab.» Wo früher im Büro Faxgerät, Kopierer und Drucker standen, belegt jetzt eine Mehrzweckmaschine nur eine Steckdose. Sie verbraucht weniger Strom und belastet die Mitarbeiter mit einem deutlich niedrigeren Feinstaubausstoß. Statt 2.000 Exemplare der Gemeindezeitung zu drucken, wird sie immer häufiger als PDF-Datei verschickt. Inzwischen werden pro Ausgabe 500 bis 800 Exemplare weniger hergestellt.
In Duisburg zählen solche Umweltschutzmaßnahmen noch zu den kleineren. Von Mai bis Juli ließ man das Gemeindezentrum von Wärmebildkameras aufnehmen, um zu sehen, an welchen Stellen des verwinkelten Gebäudes besonders viel Energie verloren geht. «Wir waren vom Ergebnis positiv überrascht», sagt Rubinstein. «Aber wir wissen auch, an welchen Punkten wir nachbessern könnten. Und dass wir einen unglaublichen Energieverbrauch haben, wenn wir den großen Saal und das Foyer heizen, war uns schon klar.»
Verbesserung Die Auswertung der Messung soll nun in eine mögliche Sanierung des Gebäudes einfließen, wenn man am Standort Innenhafen bleibt. In zahlreichen Fassungen glühen schon Energiesparleuchten, mit dem Austausch wurde bereits vor der Abschaffung der alten Glühlampen begonnen. Nun sollen auch die Halogenstrahler gegen LED-Leuchten ausgetauscht werden. «Wir achten auf eine gute Energiebilanz. Das kostet in der Anschaffung zwar mehr Geld, aber durch die lange Brenndauer amortisiert sich das wieder», begründet Rubinstein die Investition.
Sollte die Gemeinde an ihrem aktuellen Standort bleiben, hat man noch größere Pläne. So denkt man etwa über die Installation einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach nach. «Die Idee kam uns, als es darum ging, den Kindergarten umzubauen», erklärt Rubinstein. Das Dach soll isoliert werden und die neuen Außenwände eine hochwertige Dämmung erhalten. Doch hier gibt es noch viele andere Punkte, in denen sich Umweltschutz betreiben lässt. «Das fängt bei den Lebensmitteln an, von denen wir schon eine Menge im Bioladen kaufen. Von dort bekommen wir sogar koschere Backwaren», berichtet Rubinstein.
Wenn einmal pro Woche frisches Gemüse gekauft wird, dann nicht im Großhandel, sondern beim Gemüsehändler. Daraus wolle man zwar nie zu wenig Essen zubereiten, doch habe man auch ein Auge darauf, später möglichst wenig wegwerfen zu müssen. «Der Umweltschutz zieht sich bei uns also durch viele Bereiche», betont Rubinstein. «Einmal im Jahr sehe ich das auch an einer ungewöhnlichen Stelle: Wenn ich zum Ewigen Licht in der Synagoge hinaufklettere, um die Birne auszutauschen. Das ist, klar, eine Energiesparleuchte.»