Der Countdown läuft – und im Jugendzentrum »Neshama« wächst die Nervosität mit jeder Stunde. Jewrovison 2015 heißt das Zauberwort, das für den Ausnahmezustand sorgt. Am Samstag in Köln geht das Super-Event über die Bühne, der größte Gesangs- und Tanzwettbewerb in Europa für jüdische Jugendliche. »Make A Difference« lautet diesmal das Motto des dreitägigen Treffens vom 20. bis 22. Februar, dem rund 1000 Jugendliche aus 50 jüdischen Gemeinden folgen werden und das vom Zentralrat der Juden in Deutschland organisiert wird.
Haupt-Act Jugendliche zwischen zehn und 19 Jahren dürfen bei dem Wettbewerb mitmachen, der den Eurovision Song Contest zum Vorbild hat. Von Neshama treten 16 angehende Stars auf die Bühne. Seit Monaten bereiten sich Sänger, Sängerinnen, Tänzer und Tänzerinnen akribisch vor. Beim Haupt-Act am Samstagabend muss schließlich die Performance perfekt stimmen. »Mit ersten Choreografien haben die Tänzer schon im Herbst begonnen, als das Thema noch nicht einmal bekannt war«, erzählt Benjamin Vamosi, der Leiter des Jugendzentrums. Er ist sich sicher: »Alle werden lautstarke Unterstützung bekommen. Wir haben einen großen Bus gechartert, es fahren auch viele Fans mit.«
Vamosi ist guter Dinge, dass es »seine« Jugendlichen ganz weit nach oben schaffen. »Wir haben tolle Sachen«, zeigt er sich überzeugt. Doch welche bekannten Titel sich die Münchner Jugendlichen von Neshama für ihren Auftritt in Köln ausgesucht haben, will er nicht verraten. »Das ist Geheimsache«, sagt er. Doch dann lüftet er doch noch ein ganz kleines Stück von der Decke: »So viel kann ich noch sagen: Es wird sehr rockig zugehen. Richtig fetzig.«
Jury Im vergangenen Jahr landete Neshama auf einem guten fünften Platz. Da floss aber noch die Bewertung eines Videos mit in die Punktezählung ein. Ein Video zum vorgeschriebenen Thema »Tikkun Olam« wurde auch in diesem Jahr produziert. Benjamin Vamosi hält es für ziemlich gelungen. Das sind auch gute Voraussetzungen für den Sonderpreis, denn Videos werden diesmal gesondert bewertet. Die Jury, die auf die Bühnen-Acts messerscharfe Blicke wirft und die Punkte verteilt, ist prominent besetzt. TV-Moderatorin Andrea Kiewel ist zum Beispiel dabei, ihre Kollegin Susan Sideropoulos, die Schauspielerin Rebecca Siemoneit-Barum und Sängerin Maya Saban. Als Moderator führt der bekannte Rapper Ben Salomo durch das Programm.
Auch Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat sein Herz für die Jewrovision entdeckt. Was ihn begeistert: »Bei der Jewrovision können unsere jungen Leute auf vielen Gebieten ihre Talente ausprobieren. Der Wettbewerb steht für Kreativität, Teamgeist und modernes jüdisches Leben. Diese engagierten und begeisterten Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft.«
»Hohe Kreativität und Begeisterung« sind etwas, das Neshama-Leiter Vamosi auch seinen Schützlingen bescheinigt. »Sie haben sich schon extrem angestrengt. Bühnenbilder, Liedtexte, Tanz, Gesang, Musik: Das ist schon eine tolle Mischung«, zieht er wenige Tage vor der Jewrovision 2015 eine positive Bilanz.