Interview

»Es geht um das Kulturerbe«

Albert Meyer über einen Preis und einen Friedhof

von Detlef David Kauschke  25.05.2010 07:07 Uhr

Albert Meyer Foto: Mike Minehan

Albert Meyer über einen Preis und einen Friedhof

von Detlef David Kauschke  25.05.2010 07:07 Uhr

Herr Meyer, Sie erhalten am kommenden Dienstag den Heinrich-Stahl-Preis. Mit welchen Gedanken nehmen sie diese Ehrung der Jüdischen Gemeinde entgegen?
Ich erhalte den Preis gemeinsam mit Hermann Simon, für unser Engagement im Zusammenhang mit dem Erhalt des Friedhofes Weißensee. Es ist gut, dass mit dieser Preisverleihung der Friedhof als Kulturerbe den Gemeindemitgliedern und Berlinern wieder in Erinnerung gebracht wird. Zum anderen ist es für mich eine Form der Rehabilitierung nach all dem, was mir von gewissen Personen in der Gemeinde angetan wurde.

So etwas wie eine späte Anerkennung?
Ich will nicht verhehlen, dass ich mich durch diese Auszeichnung geschmeichelt fühle.

Sie haben sich in Ihrer Zeit als Gemeindevorsitzender dafür eingesetzt, dass der Friedhof als Weltkulturerbe anerkannt wird. Dauern die Bemühungen an?
Von Anfang an war ich der Meinung, dass es sekundär ist, ob die UNESCO den Friedhof auf die Weltkulturerbe-Liste setzt. Es geht eher darum, dass er als jüdisches Kulturgut der Stadt und des Landes im öffentlichen Bewusstsein ist – und daran muss man arbeiten. Vor dem Krieg wusste jeder Berliner, dass es in Weißensee einen jüdischen Friedhof gibt. Das ist längst nicht mehr so. Und wenn wir heute noch 150.000 Gemeindemitglieder in Berlin hätten, würden wir uns schämen, nach finanzieller Hilfe zu suchen. Dann wären wir stolz, alles aus eigener Kraft zu schaffen. Es ist nicht unsere Schuld, dass wir so wenige sind. Das muss der Öffentlichkeit klar sein. Und es muss gewährleistet sein, dass der Erhalt des Friedhofs vom Land Berlin und dem Bund gesichert wird.

Sie haben sich aus der Gemeindepolitik zurückgezogen. Verfolgen Sie dennoch die aktuellen Vorgänge?
Ja, selbstverständlich. Die Wahl des jetzigen Vorstandes war ein Votum aller Gemeindemitglieder – der Zuwandererer und Alteingesessenen – für den Erhalt der Einheitsgemeinde. Es sollte die Gefahr abgewendet werden, dass einzelne Personen die Gemeinde führen und damit die Neugründung einer Austrittsgemeinde provozieren. Jetzt sehe ich erneut eine Gefahr der Spaltung. Ich denke, wir müssen alle – vom reformierten bis zum orthodoxen Spektrum – unter dem Dach der Einheitsgemeinde behalten.

Reizt es Sie manchmal, wieder in die Gemeindepolitik einzusteigen?
Sag niemals nie.

Mit dem ehemaligen Gemeindevorsitzenden sprach Detlef David Kauschke.

Frankfurt/Main

»Mein Herz blutet«

In Israel herrsche »Balagan«, Chaos, sagt Chaim Sharvit. Er steht hier denen zur Seite, die zum ersten Jahrestag des 7. Oktober dunkle Gedanken haben. Ein Besuch in Deutschlands größtem jüdischen Altenheim in Frankfurt

von Leticia Witte  14.10.2024

Gedenkveranstaltung

Steinmeier: Wer überlebt hat, trägt schwer an der Last

Fünf Jahre nach dem rechtsextremen Anschlag besucht Bundespräsident Steinmeier die Tatorte.

 09.10.2024

Frankfurt

Graumann und Grünbaum zur Doppelspitze in der Frankfurter Gemeinde gewählt

Den Vorstand vervollständigen Rachel Heuberger, Daniel Korn und Boris Milgram

von Christine Schmitt  09.10.2024

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024

Frankfurt

Dinner mit den »Zweiflers«

Die Jüdischen Filmtage überzeugen durch ein breites Spektrum an Angeboten

von Johanna Weiß  30.08.2024