Die Initiative 9. November bangt um ihren Vereinszweck. Der Hochbunker auf dem Gedenkort »Synagoge Friedberger Anlage« in Frankfurt soll für 2,85 Millionen Euro verkauft werden. Das habe die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) in der vergangenen Woche mitgeteilt, empört sich Initiativen-Vorsitzender Hans-Peter Niebuhr.
Noch im Oktober 2011 hatte die Initiative 265 Unterschriften von Frankfurter Honoratioren vorgelegt, die sich für eine »angemessene Zweckbestimmung« des auf den Grundmauern der einstigen Synagoge errichteten Hochbunkers einsetzen.
Erhalt Die zum 50. Jahrestag der Pogromnacht gegründete Initiative 9. November setzt sich seit mehr als 23 Jahren für den Erhalt des Hochbunkers als doppelter Erinnerungsstätte ein. »Es ging und geht der Initiative darum, das Gelände in der Friedberger Anlage 5-6, den Ort der im November 1938 in Brand gesetzten und zerstörten Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft, in einen seiner geschichtlichen Bedeutung angemessenen, in die Stadt integrierten Ort des Lernens und Gedenkens zu verwandeln«, schrieben sie deshalb vor knapp vier Monaten in einem Protestbrief.
Eine »Gewinnerzielungsfixiertheit«, wie sie der Verkauf darstelle, zeuge hingegen von einer »skandalösen Geschichtsvergessenheit und unerträglichen Ignoranz«, erklärt Niebuhr. Im Umfeld zunehmender Fremdenfeindlichkeit, von verbreitetem Antisemitismus und rechter Gewalttätigkeit sei jeder Beitrag zur Stärkung der Zivilgesellschaft notwendiger denn je.
Widerstand Der emeritierte Professor für Mediensoziologie im Fachbereich Visuelle Kommunikation kündigte an, dass die Initiative Widerstand gegen den Verkauf organisieren werde, und forderte den Magistrat der Stadt sowie die städtischen Behörden zu konzertiertem Handeln auf.
Aus Anlass ihres 20-jährigen Bestehens hatte die Initiative 9. November im Jahr 2008 die Ausstellung »Ostend – Blick in ein jüdisches Viertel« im Bunker gezeigt. Damals hieß es, die Stadt wolle das Gebäude für einen symbolischen Preis vom Bund erwerben und als Gedenkstätte bewahren. Ein Verkauf, so Niebuhr, würde einen »Ort, an dem sich ein für Frankfurt und darüber hinaus wichtiges und ganz eigenes Kapitel jüdisch-deutscher Geschichte erfahren lässt«, beseitigen.