Lesung

Erinnerungen mit Wortwitz

Wolf Biermann bei der Buchpräsentation in der IKG München. Foto: Marina Maisel

Ehrenbürger von Berlin und Träger zahlreicher Auszeichnungen wurde er, Staatsfeind der DDR war er, Liedermacher, Dichter und Autor ist er schon immer: Wolf Biermann.

Am 15. November wurde er 80 Jahre alt, sein Leben, zumindest wesentliche Teile davon, hat er in der Biografie Warte nicht auf bessre Zeiten! festgehalten und diese im Gemeindezentrum am Jakobsplatz vorgestellt. Sein Besuch in der bayerischen Landeshauptstadt, kurz vor seinem 80. Geburtstag, war kein Zufall – zur Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern hat er einen engen und lange zurückreichenden Kontakt.

Ellen Presser, die Leiterin der IKG-Kulturabteilung, hat in ihren Unterlagen nachgesehen und festgestellt, dass Wolf Biermann vor genau 30 Jahren zum ersten Mal Gast in der IKG war. Die befand sich damals noch im Gartenhaus in der Prinzregentenstraße. Es war der erste Auftritt des Liedermachers mit den vielen Gesichtern in einer jüdischen Gemeinde.

Zufall Die Frage, warum er dort auftrete, beantwortete Wolf Biermann damals mit den beiden Bemerkungen, dass er zum einen vorher noch nicht gefragt worden sei, und zum anderen, dass sein Vater Jude gewesen und in Auschwitz ermordet worden sei. Der unsichtbare »Draht« zwischen Wolf Biermann und München ist historischer Zufall. Am gleichen Tag, dem 22. Februar 1943, als der Vater des Liedermachers ermordet wurde, mussten auch die Geschwister Scholl sterben.

Die Buchvorstellung im Gemeindezentrum Anfang November, dessen großer Saal mit 500 Besuchern bis auf den letzten Platz besetzt war, war ein ausgesprochen kurzweiliger Abend. Das lag nicht nur an dem Wortwitz und dem Anekdotenreichtum, den Wolf Biermann angesichts seines Lebenslaufs zu bieten hat.

»Tachles« Zum Gelingen der Veranstaltung trug auch Yves Kugelmann bei, Chefredakteur des in der Schweiz erscheinenden jüdischen Wochenmagazins »tachles«, der die Lesung moderierte. So erfuhren die Zuhörer zum Beispiel, dass Wolf Biermann zwar seit seiner Jugendzeit emsig Tagebuchaufzeichnungen führt, doch das Schreiben einer Biografie ständig vor sich hergeschoben habe. Erst seine Frau Pamela, der die Biografie auch gewidmet ist, habe ihn dazu gedrängt.

Auszugsweise daraus vorgelesen hat Biermanns Ziehsohn Manuel Soubeyrand. Der 59-Jährige war als Bühnenarbeiter an der Volksbühne beschäftigt, später als Schauspieler am Berliner Ensemble, war Regisseur und leitet derzeit als Intendant das Theater im brandenburgischen Senftenberg.

Selbst, so räumte Wolf Biermann ein, dürfe er nicht aus dem Buch lesen. Das habe ihm seine Frau verboten – aus Gründen der Vortragsqualität.

Frankfurt/Main

»Mein Herz blutet«

In Israel herrsche »Balagan«, Chaos, sagt Chaim Sharvit. Er steht hier denen zur Seite, die zum ersten Jahrestag des 7. Oktober dunkle Gedanken haben. Ein Besuch in Deutschlands größtem jüdischen Altenheim in Frankfurt

von Leticia Witte  14.10.2024

Gedenkveranstaltung

Steinmeier: Wer überlebt hat, trägt schwer an der Last

Fünf Jahre nach dem rechtsextremen Anschlag besucht Bundespräsident Steinmeier die Tatorte.

 09.10.2024

Frankfurt

Graumann und Grünbaum zur Doppelspitze in der Frankfurter Gemeinde gewählt

Den Vorstand vervollständigen Rachel Heuberger, Daniel Korn und Boris Milgram

von Christine Schmitt  09.10.2024

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024

Frankfurt

Dinner mit den »Zweiflers«

Die Jüdischen Filmtage überzeugen durch ein breites Spektrum an Angeboten

von Johanna Weiß  30.08.2024