Die Thüringer Landeshauptstadt Erfurt strebt mit ihren jüdischen Denkmälern einen Platz auf der Welterbeliste der Unesco an. »Wir rechnen uns mit den authentischen Orten sowie den religiösen und kunsthandwerklichen Zeugnissen gute Chancen aus«, sagte der Bau-Beigeordnete Ingo Mlejnek in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Erfurt will jedoch nicht allein, sondern gemeinsam mit Mainz, Worms und Speyer diesen Thron erklimmen. »Miteinander haben wir bessere Karten«, begründete Mlejnek seinen Vorschlag.
Bewerbung Bis Herbst 2012 müsse die Bewerbung stehen, sagte der Amtsleiter. Bis dahin müssten sich die vier Städte einig werden, ob sie gemeinsam antreten. »Wir wollen auf jeden Fall Konkurrenzbewerbungen vermeiden.« Deutschland kann pro Jahr jeweils ein Kultur- und ein Naturerbe für die Welterbeliste vorschlagen.
Der Vorsitzende der jüdischen Landesgemeinde Thüringen, Wolfgang Nossen, gehört dem Kuratorium zur Erlangung des Welterbestatus’ an. »Wir haben schließlich Einmaliges zu bieten«, sagt der 79-Jährige. Er rechnet jedoch damit, dass Erfurt nicht vor 2017 berücksichtigt werde. Als Weltkulturerbestadt werde Erfurt touristisch noch attraktiver, ist Nossen überzeugt.
Eignung Die Städte Mainz, Speyer und Worms verbindet über Jahrhunderte eine gemeinsame Geschichte. Sie gehörten zu Kurmainz, das von Kurfürsten und Erzbischöfen verwaltet wurde. Während Mainz, Worms und Speyer für ihre jüdische Tradition bekannt sind, ist sie in Erfurt nach der Zerschlagung der jüdischen Gemeinde 1349 nahezu in Vergessenheit geraten.
Die Bauten überdauerten die Zeit jedoch. Vor rund 20 Jahren wurden die Reste einer Synagoge entdeckt, deren Baubeginn auf das Jahr 1094 datiert wird. Damit zählt sie zu den ältesten jüdischen Gotteshäusern Mitteleuropas. Das Gebäude wurde inzwischen zum Museum umgebaut. Es beherbergt den 1998 bei Ausgrabungen gefundenen Gold- und Silberschatz eines jüdischen Kaufmanns, den dieser vor dem Pogrom 1349 vergraben hatte. Dazu gehört ein einzigartiger Hochzeitsring. Komplettiert werden die jüdischen Zeugnisse durch das rituelle Bad, die Mikwe, die 2007 bei Bauarbeiten unweit der Krämerbrücke und der Alten Synagoge freigelegt wurde. ja