Fast 70 Jahre mussten vergehen, doch jetzt gibt es auch in Bayern wieder ein Jüdisches Gymnasium. Unter dem Dach und der Trägerschaft der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern hat das Gymnasium am Dienstag mit dem neuen Schuljahr seinen Betrieb aufgenommen.
»Die Realisierung eines Jüdischen Gymnasiums mag wie ein kleiner Schritt aussehen, tatsächlich ist er von enormer historischer Bedeutung«, sagte IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch bei der Feier zur Eröffnung der neuen Schule.
Erfolgsmodell Mit Blick auf die Sinai-Grundschule, die ebenfalls mit einer kleinen Begrüßungsfeier ins neue Schuljahr startete und inzwischen zu den beliebtesten und renommiertesten Schulen Münchens zählt, ist Charlotte Knobloch davon überzeugt, dass auch das Jüdische Gymnasium zu einem Erfolgsmodell wird.
Direkt an die Kinder gewandt, sagte sie: »Gemeinsam mit euren Lehrerinnen und Lehrern seid ihr so etwas wie Pfadfinder, wie Pioniere. Ihr macht euch auf einen Weg, den noch keiner vor euch gegangen ist. Das ist eine großartige Chance, und ich bin sicher, dass ihr davon euer Leben lang profitieren und erzählen werdet.«
Die IKG-Präsidentin sicherte dem Gymnasium, das von Miriam Geldmacher und Marcus Schroll gemeinsam geleitet wird und die Erfüllung eines lange gehegten Traums der jüdischen Gemeinde in München darstellt, die volle Unterstützung der IKG zu. Die Hauptpersonen, die Kinder, verlor sie in ihrer kurzen Ansprache jedoch nie aus den Augen und zitierte aus dem Talmud: »Die Welt besteht nur dank dem Atem der Kinder in der Schule.«
Ausdauer Dank richtete Charlotte Knobloch auch an den Elternbeirat der Sinai-Schule, der sich in herausragender Weise für das Zustandekommen des Projekts engagiert und viel Zeit, Kraft, Geduld und Ausdauer investiert hätte. Bemerkenswert, so die IKG-Präsidentin, sei allerdings auch die Unterstützung durch das Kultusministerium und aller sonst beteiligten Stellen gewesen.
Mit besonderer Freude nahm Charlotte Knobloch die Anwesenheit von Senek Rosenblum zur Kenntnis, der die Schoa überlebt hatte und München danach zu seiner neuen Heimat machte. Er besuchte nach dem Krieg das in der bayerischen Landeshauptstadt angesiedelte hebräische Gymnasium, das mangels Schülern 1951 geschlossen werden musste. »Einen besseren Paten als Rosenblum für die gute Zukunft der Schule«, erklärte die IKG-Präsidentin, »hätten wir uns nicht wünschen können.«