Berlin

Empörung über Schändung des Holocaust-Mahnmals

Nach den Silvester-Exzessen am Berliner Holocaust-Mahnmal fordern nun Politiker und die Initiatorin Lea Rosh, die Gedenkstätte in Zukunft besser zu schützen. In der israelischen Presse war Anfang der Woche ein Video veröffentlicht worden, in dem zu sehen ist, wie Jugendliche auf die Stelen klettern, dort Alkohol trinken und Flaschen abstellen, auf die Steinquader urinieren und von der Gedenkstätte aus Böller abschießen.

Der israelische Radiosender »Arutz Schewa« und die Zeitung »Haaretz« hatten auf ihren Internetseiten den rund vierminütigen Amateurfilm eines britischen Journalisten mit dem Titel: »Deutsche Hooligans schänden Berliner Holocaust-Mahnmal« gezeigt.

Videoüberwachung Bundeskulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) sprach von einem empörenden Vorkommnis. »Es muss alles daran gesetzt werden, dass sich so etwas nicht wiederholt«, so Grütters. Mit Hilfe der dort installierten Videoüberwachung würden die Sachverhalte aufgeklärt und die Täter angezeigt werden.

Zudem werde die für das Mahnmal zuständige Stiftung mit der Berliner Polizei und den zuständigen Stellen geeignete Maßnahmen diskutieren, wie das Denkmal künftig in ähnlichen Situationen besser geschützt werden kann. Mit Blick auf die Silvesterparty am benachbarten Brandenburger Tor sagte Grütters, neben der Stadt müssten auch die Veranstalter von Großereignissen stärker ihre Mitverantwortung beim Schutz »dieser sensiblen und symbolisch wichtigen Einrichtungen wahrnehmen«.

Auch die israelische Botschaft reagierte betroffen auf den Vorfall. »Wir sind über dieses schreckliche Verhalten an einem so wichtigen Ort des Gedenkens entsetzt«, sagte eine Botschaftssprecherin.

Erwartungen Polizeisprecher Thomas Neuendorf bestätigte, dass Polizei und Stiftung über ein neues Sicherheitskonzept für das 1,9 Hektar große Stelenfeld sprechen werden. Er sprach von einem »unflätigen, unangemessenen Verhalten« der Akteure, dass allerdings bisher keinen Straftatbestand erfülle. »Wenn meine Kollegen das beobachtet hätten, wären wir eingeschritten«, sagte Neuendorf der Jüdischen Allgemeinen. Allerdings warnte der Polizeisprecher auch vor zu hohen Erwartungen: »Ich sage gleich, es wird nicht einfach.« Allein durch Bewachung könne ein nicht eingezäuntes, großes Gelände in einer Silvesternacht nicht vollständig vor Feiernden gesichert werden.

Nach Angaben von Stiftungssprecherin Jenifer Stolz stehen der Einsatz von mehr Sicherheitspersonal oder Polizisten am Rande von Großereignissen wie Silvester zur Diskussion. Auch eine zeitweilige Umzäunung des Geländes müsse diskutiert werden – und wer die Kosten dafür trägt, so Stolz. In der Silvesternacht hätte die Stiftung die Wachleute um weitere vier auf sechs Mann verstärkt, die das Stelenfeld aber nicht komplett kontrollieren konnten.

Antisemitismus Bundestagvizepräsidentin Petra Pau (Linke) vermutet politische Gründe hinter der Schändung. »Nach allem, was bekannt ist, handelt es sich nicht um eine Dummheit im Silvesterrausch, sondern um aggressiven Antisemitismus«, erklärte Pau in Berlin.

Die Initiatorin des Holocaust-Mahnmals, die Publizistin Lea Rosh, forderte mehr Geld für die Sicherheit der Gedenkstätte. »Hier wird an der falschen Stelle gespart«, sagte Rosh dem epd. »Was in dem Film zu sehen ist, tut weh.« Das sei kein gutes Aushängeschild für Berlin und Deutschland. »So etwas darf nicht passieren«, betonte Rosh. Das von US-Stararchitekt Peter Eisenman entworfene Holocaust-Mahnmal mit seinen rund 2.700 Stelen wurde 2005 eingeweiht. (mit epd)

Frankfurt/Main

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