Nach dem fast zwei Jahre währenden Streit zwischen der Jüdischen Gemeinde Hamburg und deren ehemaligem Landesrabbiner Dov-Levy Barsilay haben sich die Parteien vergangene Woche vor Gericht geeinigt. Die von der Gemeinde erhobenen Vorwürfe, Rabbiner Barsilays Smicha sei gefälscht, die zur Entlassung geführt hatten, werden nicht aufrechterhalten. Eine weitere Zusammenarbeit wird es aber nicht geben.
Was war geschehen: Im Herbst 2008 hatte die Hamburger Gemeinde ihren Rabbiner Dov-Levy Barsilay entlassen, nachdem sie davon ausgegangen war, dass seine Smicha nicht gültig sei. Barsilay war zuvor 15 Jahre lang in der Hamburger Gemeinde tätig gewesen. Rabbiner Shlomo Bistritzky übernahm in der Folge die Amtsgeschäfte. Barsilay fühlte sich zu Unrecht des Amtes enthoben. Der ehemalige Landesrabbiner vermutete, dass die Gemeinde ihn um seine kurz bevorstehenden Betriebsrentenansprüche bringen wollte. Der Streit zwischen den beiden Parteien eskalierte und landete schließlich vor Gericht.
Amt Jetzt verweisen sowohl der Gemeindevorsitzende Ruben Herzberg als auch Barsilay auf den exakten Wortlaut der offiziellen Erklärung. Dort heißt es: »Die Vorwürfe der Verwendung unzureichender oder gar gefälschter Ordinierungspapiere und damit auch die Zweifel an der Befähigung zum Amt des Rabbiners sowie von Pflichtverletzungen im Zusammenhang mit seinen Prüfungen der Zugehörigkeit zum Judentum, werden nicht länger aufrechterhalten.«
Im Gegenzug verzichtet Barsilay auf weitere Ansprüche für den Posten des Landesrabbiners, trotz »gleichwohl fortbestehender unterschiedlicher Auffassungen«, wie es in der Erklärung weiter heißt. Barsilay zeigte sich erleichtert über das Ende des Streits. »Es war ein langes Verfahren, mit dessen Ausgang ich nur bedingt zufrieden sein kann. Aber ich fühle mich zumindest rehabilitiert und hoffe nun, dass endlich Ruhe für mich und meine Familie einkehrt.« Damit scheint vorerst letzte Wort in dem langen Streit zwischen Barsilay und Gemeinde gesprochen zu sein und die Suche nach einem neuen Landesrabbiner für Hamburg kann nach den langen Querelen endlich eingeleitet werden.
Doch der Streit schien zunächst noch höhere Wellen in der Gemeinde zu schlagen. Einige Stimmen forderten den Rücktritt des aktuellen Vorstandes der Jüdischen Gemeinde und die Opposition innerhalb der Gemeinde, forderte am vergangenen Sonntag in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung sofortige Beiratswahlen, die eigentlich für 2011 vorgesehen sind. Eine Abstimmung darüber kam jedoch nicht zustande.