Es ist mir eine Ehre, bei unserem Jubiläum dabei sein zu dürfen.» Das sagte mir Leo Hepner sel. A. gerade mal vor einem Monat, am 5. November, als ich meiner Freude Ausdruck verlieh, dass er gemeinsam mit seiner Frau Regina extra aus London angereist war, um das 20-jährige Gemeindejubiläum mit uns zu feiern.
Er sagte natürlich «unser» Jubiläum, weil er schon seit vielen Jahren Mitglied in der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover ist und auch bei der Gründung unserer Gemeinde dabei war. Wir verdanken ihm viel. In unzähligen Gesprächen bestärkte er uns Anfang der 90er-Jahre in unserem Beschluss, in Hannover neben der bestehenden orthodoxen eine liberale Gemeinde zu gründen.
Liberales Judentum Er, der sich immer für die Wiederetablierung des liberalen Judentums in Deutschland einsetzte und selbst lange Präsident einer liberalen Synagoge in London und Präsident der Europäischen Union für das progressive Judentum war, freute sich darüber, dass sich unser Gemeindeleben so positiv entwickelte.
Leo Hepner sel. A. wurde 1930 in Leipzig in eine orthodoxe Familie hineingeboren. Sein Vater leitete eines der für Leipzig einst wichtigen Unternehmen der Pelzindustrie. Dank seiner internationalen Verbindungen gelang der Familie buchstäblich in letzter Minute, nämlich zwei Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, die Flucht aus Nazideutschland nach London. Hepner studierte Chemie, promovierte 1955 und wanderte nach Israel aus, kehrte aber bald nach Großbritannien zurück. Immer wieder zog es Leo Hepner aber auch zurück nach Deutschland.
Ehrung 2012 verlieh ihm die Union progressiver Juden in Deutschland gemeinsam mit Jan Mühlstein den Israel Jacobson Preis. Die UpJ begründete die Ehrung mit Hepners «Einsatz zur Wiederetablierung des liberalen Judentums in Deutschland». Die Liberale Jüdische Gemeinde Hannover, wir alle sind bestürzt über seinen plötzlichen Tod und trauern mit seiner Frau Regina.
Ingrid Wettberg, 1. Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hannover