Geschäfte mit dem Teufel lautet der Titel des Buches, das Ladislaus Löb über die Tragödie des Judenretters Rezsö Kasztner geschrieben hat. Im Kulturzentrum der IKG stellte er es vor. Löb selbst war gerade elf Jahre alt, als er im Juli 1944 von Kasztner in Sicherheit gebracht wurde. Der umstrittene Retter war ungarischer Jude. In monatelangem Feilschen mit Nazi-Größen wie Adolf Eichmann und Kurt Becher gelang es ihm, knapp 1.700 ungarischen Juden das Leben zu retten. Welche Rolle Eichmann in Ungarn gespielt hatte, umriss Irmtrud Wojak, die Gründungsdirektorin des NS-Dokumentationszentrums München, in ihrer Einführung. Kastzner wurde später von jüdischen Extremisten in Israel ermordet. Bis heute gilt er als umstritten.
Puzzle Die Recherchen und die Erinnerungen von Ladislaus Löb setzten in der Diskussion deutliche Akzente. So trat Löb zum Beispiel dem Vorwurf entschieden entgegen, Kasztner habe nur reiche Juden gerettet. Löb betonte, seine Familie sei nicht in der Lage gewesen, die Rettung finanziell zu beeinflussen. »Es ist besser, etwas zu versuchen als alle sterben zu lassen«, bewertete der Autor das Handeln Kasztners. Es sind Teile eines Puzzles, die Löb zusammenfügte. Dass unterschiedliche Erinnerungen von Zeitzeugen das Gesamtbild ergeben, das hatte Präsidentin Charlotte Knobloch schon in ihrer Begrüßung betont: »Wenn überhaupt, dann sind es die kleinen, die persönlichen Geschichten, anhand derer man sich dem Grauen nähern kann.
In wenigen Jahren wird es keine Opfer und keine Täter mehr geben. Damit der Ausschnitt, der sich der Nachwelt von jenem Mosaik offenbart, so groß wie möglich ist, müssen wir den Zeitzeugen jetzt Gehör schenken. Vor allem müssen wir ihnen Gehör verschaffen – gegenüber unseren Kindern und Jugendlichen.« Dabei ginge es nicht um Schuld, Schande und schlechtes Gewissen. »In Wahrheit geht es allein um Verantwortung. Die Erinnerung ist deshalb unkündbar, weil sie jedem Einzelnen Verantwortung auferlegt. Verantwortung für das Handeln in der Gegenwart und für die Gestaltung der Zukunft.«