Jahrzehntelang war Michael Bardos sel. A. in der jüdischen Gemeinschaft eine feste Größe, hoch angesehen und geschätzt, mit der Ohel-Jakob-Medaille ausgezeichnet und zum Ehrenmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ernannt. In der vergangenen Woche ist Michael Bardos im Alter von 92 Jahren gestorben. Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, sprach von einem »schweren Verlust« für die Gemeinde.
Bescheiden, sich selbst nie in den Vordergrund stellend, angenehm im Umgang und dennoch immer mit höchstem Engagement der Sache dienend: So wird Michael Bardos nicht nur bei der IKG in Erinnerung bleiben, wo er als Revisor und Mitglied des Ehrengerichts höchst vertrauensvolle Ämter innehatte.
weggefährten An den vielen Maccabi-Mitgliedern, die am Montagvormittag auf dem Neuen Israelitischen Friedhof in der Garchinger Straße seinem Sarg folgten, war abzulesen, für wen sein Herz besonders schlug. Michael Bardos war es, der zusammen mit einigen Weggefährten den jüdischen Sportverein in München gegründet und damit eine wahre Erfolgsgeschichte in Gang gesetzt hat.
Michael Bardos sel. A. sei einer der Menschen gewesen, die Visionen hatten, die sich nicht einschüchtern ließen und die nicht viel brauchten, sagt Charlotte Knobloch
»Es waren Menschen, die Visionen hatten, die sich nicht einschüchtern ließen, die nicht viel brauchten, um daraus etwas Großes zu machen«, beschreibt Charlotte Knobloch sein Wirken. Michael Bardos war eine Zeit lang selbst Präsident und danach Ehrenpräsident eines Vereins, den die IKG-Präsidentin als »zweites Herz und zweite Seele« der jüdischen Gemeinde bezeichnet.
ohel-jakob-medaille Bei der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft in der IKG und der Ohel-Jakob-Medaille vor gut zwei Jahren hatte sie ihn persönlich als »tragende Säule der Gemeinde«, als »Vorbild« und »wertvollen Ratgeber und Wegbegleiter für junge Menschen« gelobt. Sie selbst freue sich über jede Begegnung mit ihm, jede Anregung und jeden Rat von ihm, sagte sie damals.
Für Michael Bardos und seine Frau, mit der er 70 Jahre lang verheiratet war, wurde München Ende der 50er-Jahre zur neuen Heimat. Nach der Niederschlagung des Volksaufstandes und dem Einmarsch der Sowjetunion hatten die beiden Ungarn wie Zehntausende andere Menschen verlassen. Für Michael Bardos war es bereits das zweite Mal. Zehn Jahre zuvor waren nahezu alle ungarischen Juden in Vernichtungslager deportiert worden, er überlebte den Holocaust.