Der im Sommer verstorbene Filmproduzent Artur »Atze« Brauner, eine Ikone des Genres, hat der Nachwelt einen Satz hinterlassen, der Einblick in seine Arbeitsweise und seine Intention gibt. »Filme«, sagte er nicht nur einmal, »gehören dem Publikum und nicht dem Filmschaffenden.«
Diese Überzeugung spielt auch bei den Jüdischen Filmtagen am Jakobsplatz eine entscheidende Rolle. Das cineastische Highlight gleich zu Anfang eines Jahres eröffnet immer zugleich auch das umfangreiche kulturelle Jahresprogramm der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern mit einem ganz eigenen Profil.
Die Filmtage 2020 finden vom 15. Januar bis 17. Februar statt.
Die Vorbereitungen für die Filmtage 2020, die vom 15. Januar bis 17. Februar stattfinden werden, sind weitgehend abgeschlossen, nur Feinabstimmungen seien noch nötig, berichtet Organisatorin Ellen Presser, die Leiterin der IKG-Kulturabteilung. Die umfangreichen Arbeiten für das Event erstrecken sich über das ganze Jahr.
Wie stets sind die einzelnen Filme einem Gesamtthema untergeordnet. Im vergangenen Jahr standen Dokumenta-tionen im Mittelpunkt, diesmal ist es eine filmische Reise um die Erde mit unterschiedlichsten Facetten jüdischen Lebens. In Anlehnung an Jules Verne wählte Ellen Presser für die bevorstehenden Filmtage den Titel »In acht Tagen um die Welt«.
hubert-burda-saal Für die Freunde von Kino und Film war die Eröffnung des Gemeindezentrums vor mehr als zwölf Jahren ein Quantensprung. Filme fanden sich zwar schon seit langer Zeit im Angebot der IKG, doch zwangsläufig wechselnde Locations machten die Darbietung oft schwierig. Eigene Räumlichkeiten, wie sie mit dem Hubert-Burda-Saal im Gemeindezentrum geschaffen wurden, eröffneten dagegen ganz andere Möglichkeiten.
Vor allem IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch war von diesem Zeitpunkt an die treibende Kraft hinter dem cineastischen Erlebnis in der Gemeinde. Inzwischen sind die Jüdischen Filmtage ein Publikumsmagnet, werden von Laien und Experten gleichermaßen geschätzt und sind aus dem kulturellen Angebot der Stadt nicht mehr wegzudenken. Ein ähnlich starkes Standing entwickelten inzwischen die Jüdischen Kulturtage am Jakobsplatz, die im Spätherbst stattfinden.
Der hohe Stellenwert der Filmtage ist auch an den prominenten Gästen festzumachen, die aus diesem Anlass bereits den Weg ins Gemeindezentrum am Jakobsplatz gefunden haben. Michael Verhoeven und Senta Berger gehören ebenso dazu wie die im April des Jahres verstorbene Hannelore Elsner und mit Mario Adorf sogar ein Star von absolutem Weltrang.
Diesmal geht es auch um das Thema Komik in den Anfängen des Films.
Diesmal dürfen sich die Besucher nicht nur über das gewohnt abwechslungsreiche Programm freuen, sondern kommen auch in den Genuss von Filmqualität im HD-Format. Der gerade erfolgte Umstieg von analoger auf digitale Technik modernster Art sowie hochwertige neue Leinwände, die durch einen großzügigen Unterstützer realisiert werden konnten, bieten nunmehr Filmgenuss pur. »Die Qualität ist bestechend«, freute sich Ellen Presser nach dem ersten Probelauf.
akzent Einen besonderen Akzent lässt sich die Leiterin der Kulturabteilung bei der Planung der Filmtage nicht nehmen. Ein filmischer Beitrag in Jiddisch ist für sie Pflicht, auch wenn geeignete Filme nicht immer ganz leicht zu finden sind. Am Ende, so lautet das Fazit, hat es aber stets geklappt.
Diesmal geht es auch um jüdische Komik in den Anfängen des Filmzeitalters vor rund 100 Jahren. Damit wird die Reihe Humor fortgesetzt, die die Filmtage seit ihrem Bestehen begleitet. Denn bereits die ersten Jüdischen Filmtage widmeten sich der Komik im jüdischen Zuschnitt.
Zu der filmischen Weltreise im Gemeindezentrum, die von einem Experiment zum Thema Rassismus an einer Highschool in den USA bis ins Allgäu führt, gehört auch die Geschichte eines kleinen jüdischen Mädchens, das Opfer des nationalsozialistischen Rassenwahns wurde. Derartige Beiträge sind nach Überzeugung von IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch an der »Schwelle zur Zeit ohne Zeitzeugen« von immenser Bedeutung.