John Eric Maclean Carvell war als Diplomat des englischen Königreichs in vielen Teilen der Welt tätig. 1938, als die Nazis alle Grenzen sprengten, war er der britische Generalkonsul in München – und wurde zu einem Helden. Posthum wurde er jetzt geehrt.
Der amtierende britische Generalkonsul in München, Simon Kendall, und Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, weihten bei einer kleinen Feier gemeinsam eine Gedenktafel für John Carvell ein.
medaille Da von dem vor 40 Jahren gestorbenen Diplomaten keine Angehörigen mehr bekannt sind, wird im Generalkonsulat in München auch die im Januar 2018 posthum an ihn verliehene Medaille »Hero of the Holocaust« aufbewahrt.
Diese Auszeichnung wird seit 2010 von der britischen Regierung an Staatsbürger verliehen, die an der Rettung von Opfern der Massenvernichtung durch die Nazis beteiligt waren. John Carvell war einer dieser Menschen. 1938 rettete er 300 jüdische Männer aus dem Konzentrationslager Dachau vor Folter und Tod. Er stellte ihnen »Palestine Certificates« aus, Urkunden, mit denen sie in das britische Mandatsgebiet Palästina ausreisen konnten. Im KZ saßen sie wegen »Rassenschande«, weil sie mit nichtjüdischen deutschen Frauen verheiratet waren oder eine Beziehung hatten.
Charlotte Knobloch, die das Jahr 1938 und die brennenden Synagogen in der »Reichskristallnacht« in München als kleines Mädchen miterleben musste, bekundete bei der Feierstunde im britischen Generalkonsulat ihren tiefen Respekt für den Retter der jüdischen KZ-Häftlinge.
heldentat Die Heldentat des Diplomaten sei ihr und der jüdischen Gemeinde in München bisher nicht bekannt gewesen, erklärte sie – und kündigte gleichzeitig an, dass sie bei der Gedenkfeier zum 9. November ausdrücklich an dieses Kapitel der Geschichte erinnern werde.
Die Ehrentafel am britischen Konsulat in München ist den Worten von Generalkonsul Simon Kendall zufolge nicht nur eine Erinnerung an John Carvell und seine mutige Tat. Sie solle auch einen Beitrag zur Aufklärung künftiger Generationen liefern und zum Nachdenken über die historischen Folgen anregen, erklärte er bei der Feier.