Finanzminister Markus Söder, Oberbürgermeister Christian Ude, Herzog Franz von Bayern, Ex-Sparkassen-Chef Harald Strötgen, Saxofon-Virtuose Klaus Kreuzeder – rund 250 Gäste füllten am Dienstag vergangener Woche auf Einladung der Evangelischen Landeskirche den Hubert-Burda-Saal, um den 60. Geburtstag einer kleinen, zierlichen Frau zu feiern: Susanne Breit-Keßler, Regionalbischöfin für München und Oberbayern.
»Mir stockt der Atem angesichts dieser Gästeliste«, bekannte IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch. Sie freue sich sehr, dass die »ganz besondere Freundin« der jüdischen Gemeinde diesen Ort für ihr Fest ausgewählt habe: »Sie sind eine Seelsorgerin im wahren Wortsinne. Alles, was Sie tun – immer geht es bei Ihnen um den Menschen.« Knobloch dankte Susanne Breit-Keßler für ihre »Verbundenheit mit der jüdischen Gemeinde« und wünschte ihr »ein Leben – wie man bei uns sagt – bis 120«.
Zuneigung Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm pries seine Stellvertreterin als »starke Stimme für unsere Kirche« und dankte ihr für »Vertrauen, Loyalität und Zuneigung«. Die Zusammenarbeit mit der gebürtigen Oberaudorferin, für die er den Abend unter Mitwirkung des Gospelchors »Stephanus Voices« und des wunderbaren Kabarettisten André Hartmann mitgestaltet hatte, sei »eine tägliche Freude«, sie selbst ein »einzigartiges und kostbares Geschöpf Gottes«.
Christian Ude gab in seinem Grußwort gleichsam eine Liebeserklärung ab: Die frühere Journalistin, Religionslehrerin, Buchautorin und TV-Sprecherin des »Wortes zum Sonntag« sei »einfach eine tolle Frau«. Dazu eine engagierte Theologin, »mit der man wunderbar streiten kann«, und eine »unbeirrbare Verfechterin der christlichen Soziallehre«.
Er schätze an Breit-Keßler, womit andere Probleme hätten, sagte Ude: dass sie als geschiedene Frau den Posten des Regionalbischofs bekleide. »Du hast Brüche erlebt, und du stehst dazu. Deshalb weißt du aber auch, dass viele Menschen solche Brüche erleben«, betonte Ude.
Vergebung Nach einem humorvollen Singspiel von Mitgliedern des Kirchenkreises trat die Geehrte selbst ans Rednerpult. Dem Dank an Familie und Freunde folgte der an die IKG: »Es bewegt mich zutiefst, im Jüdischen Gemeindezentrum feiern zu dürfen – obwohl meine Eltern nicht zu denen gehörten, die damals Widerstand leisteten.« An Charlotte Knobloch gewandt, sagte sie: »Sie verkörpern Vergebung, von der ich weiß, dass wir sie nicht verdient haben.«
Besonders emotional war der Dank von Breit-Keßler an jene – ebenfalls eingeladenen – Ärzte, die sie vor 30 Jahren von ihrer schweren Krebserkrankung heilten: »Sie haben mir damals ein neues Leben geschenkt. Und ich lebe nicht nur, sondern bin glücklich.« Worauf eine zweite Liebeserklärung folgte: »An die Liebe meines Lebens, die mich erträgt, auch wenn das sicher nicht immer einfach ist.«
Auf ihre Streitbarkeit hatte zuvor schon Finanzminister Markus Söder im launigsten Grußwort des Abends angespielt. Susanne Breit-Keßler habe in Sachen Überzeugungskraft einen »guten Sparringspartner zu Hause«: Ehemann Dieter, von Beruf Kirchenrat. Söder augenzwinkernd: »Ich versuche mir vorzustellen, auf welch hohem dialektischen Niveau Sie beide zu Hause diskutieren, wer den Müll rausträgt. Und ich bin ziemlich sicher: Er hat mitunter bessere Argumente – und muss es trotzdem tun.«