Sie sind einen weiten Weg gekommen, um sich in Mainz zur Barmizwa ihres Sohnes, Enkels und Freundes Brent zu versammeln. Aus Südafrika, aus den USA und aus Australien waren zahlreiche Mitglieder und Freunde der Familie Zeh angereist, um an jenen Ort zurückzukehren, an dem bereits 1924, also vor fast 90 Jahren, Brents Urgroßvater Barmizwa wurde. Wenige Jahre später hatte dieser Deutschland verlassen und war nach Südafrika ausgewandert, wo sein Sohn Harold noch heute lebt.
Wunsch Grant Zeh, der Vater von Brent, der mit seiner Familie mittlerweile in Australien wohnt, hatte immer davon geträumt, dass sein Sohn auf demselben Grundstück in Mainz aus der Tora lesen sollte wie einst der Urgroßvater Ernst. Damals stand dort noch die ehemalige Mainzer Hauptsynagoge, die jedoch in der Reichspogromnacht des 9. November 1938 zerstört wurde. Eine glückliche Fügung wollte es jetzt, dass Brents Barmizwa die erste sein sollte, die in der neu erbauten Mainzer Synagoge gefeiert wurde.
Am 3. September 2010 war das neue, in Gestalt der hebräischen Buchstaben des Wortes »Keduscha« (Heiligung) gestaltete Gotteshaus feierlich eröffnet worden. Auch Familie Brent hatte damals an dieser Feier teilgenommen und dabei Rabbiner Julian Chaim Soussan kennengelernt. Soussan, Vorstandsbeirat der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland, zeigte sich sofort bereit, Brents Barmizwa zu betreuen.
»Die Synagoge war voll«, erzählt Großvater Harold voller Stolz. Drei Stunden dauerte die Zeremonie mit anschließendem Kiddusch für alle Gäste. Abends trafen sich alle Verwandten und Freunde noch einmal zu einem Abendessen, und wenn Brent erst einmal in seine Heimatstadt Sidney zurückgekehrt sein wird, gibt es dort noch einmal eine große Party für alle seine Freunde, die jetzt in Mainz nicht dabei sein konnten.