Das jüdische Berlin hat am Mittwoch Abschied von Nathan Peter Levinson sel. A. genommen. Der Rabbiner und Gelehrte war vergangene Woche im Alter von 94 Jahren gestorben. Am 23. November wäre er 95 Jahre alt geworden. Levinson wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beigesetzt. Sein Grab liegt in einer Reihe mit einigen der bedeutendsten Vertretern des liberalen deutschen Judentums, darunter Rabbiner Martin Riesenburger und Kantor Louis Lewandowski.
An der Trauerfeier nahmen neben der Familie, den Weggefährten und Freunden Levinsons auch viele Gemeindemitglieder teil. Das Gedenkgebet El Mole Rachamim sang Gemeindekantor Simon Zkorenblut, die Trauerrede hielt Rabbiner Andreas Nachama.
Engagement Levinson sei »ein jüdischer Zeuge des 20. Jahrhunderts« gewesen, hob Nachama hervor. Als einer letzten liberalen Gelehrten, die von Rabbiner Leo Baeck, dem großen Repräsentanten des deutschen Judentums, an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums ausgebildet wurden, habe Levinson dessen Ansichten zu gelebter jüdischer Religion nicht nur zeit seines Lebens weitergegeben, sondern auch verkörpert. Dies betreffe ebenso sein herausragendes Wirken in der jüdischen Gemeinschaft wie sein Engagement im interreligiösen Dialog.
»Er ist für mich der letzte deutschsprachige Rabbiner seiner Generation, der tatsächlich noch jene Mischung aus höchster wissenschaftlicher Gelehrsamkeit, aus aufgeklärter akademischer Liberalität und jüdisch-traditionellem Wissen darstellt, für das die deutsch-jüdische Rabbinergeneration um Leo Baeck stand«, sagte Nachama.
Prenzlauer Berg Levinson wurde am 23. November 1921 als Nathan Peter Lewinski in Berlin-Prenzlauer Berg geboren. 1940 begann er seine Studien an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. 1941 emigrierte die Familie in die USA, wo Levinson am Hebrew Union College in Cincinnati seine Rabbinatsausbildung fortsetzte.
Auf Wunsch der World Union for Progressive Judaism kehrte Rabbiner Levinson 1950 nach Berlin zurück, wo er bis 1953 Rabbiner war. Er amtierte später unter anderem in den USA, Japan, Mannheim, Heidelberg und Hamburg. Nach seiner Pensionierung lebte er abwechselnd in Deià auf Mallorca und in Jerusalem, bevor er wieder nach Berlin kam.