Auszeichnung

Ein wahrer Freund

Das Wiedererblühen jüdischen Lebens in Bayern und Deutschland nach der Schoa hat Günther Beckstein als ein Wunder bezeichnet. Dass auch er Anteil daran hat, dass es wahr wurde, dazu hat der Politiker im Laufe der Jahrzehnte in seinen unterschiedlichen Funktionen für die Juden in Bayern, in Deutschland, in Israel und der ganzen Welt seinen Beitrag geleistet, wie Präsidentin Charlotte Knobloch am Mittwoch vergangener Woche in ihrer Laudatio betonte.

Für seinen Einsatz ist er von der Vereinigten Israel Aktion mit dem Shield of Keren Hayesod ausgezeichnet worden. »Keren Hayesod ehrt heute Abend einen überzeugten Demokraten, der seine Heimat liebt und der sich wehrt gegen die Feinde unserer liberalen und weltoffenen Gesellschaft«, nannte dies Präsidentin Charlotte Knobloch.

Die festliche Stimmung beim Bankett im Hubert-Burda-Saal wurde vom Ensemble Clazzic schon eingangs musikalisch unterstrichen, bevor der Münchner Keren-Hayesod-Vorsitzende David Leschem die Bühne betrat. Er begrüßte die zahlreichen Politiker ganz unterschiedlicher Parteien, die dem früheren bayerischen Ministerpräsidenten anlässlich seiner Auszeichnung mit ihrer Anwesenheit ihre Ehre erboten.

Wehmut Dabei waren auch die Vorsitzenden der großen Münchner Organisationen, die sich für das jüdische Leben in Deutschland und Israel einsetzen. Etwas Wehmut in der festlichen Stimmung kam auf, als Leschem an seinen vor wenigen Wochen verstorbenen Münchner Amtsvorgänger Buma Sandler sel. A. erinnerte: »Wie stolz wäre er gewesen, wenn er diesen Abend mit uns hätte begehen können.«

Gemeinschaft »Ehre und Freude« war es dann für Präsidentin Charlotte Knobloch, die Laudatio auf Günther Beckstein zu halten. Der Shield of Keren Hayesod ist Ausdruck tief empfundener Dankbarkeit der jüdischen Gemeinschaft für all jenes, was Günther Beckstein im Laufe der Jahrzehnte für die Juden in Bayern, in Deutschland, in Israel und der ganzen Welt geleistet hat, erklärte sie.

»Ein wahrer Freund trägt mehr zu unserem Glück bei als tausend Feinde zu unserem Unglück, sagt man. Sie, verehrter Herr Dr. Beckstein, waren und sind der jüdischen Gemeinschaft stets ein ehrlicher, mutiger und verlässlicher Freund. Wie kaum ein Zweiter haben Sie sich in all Ihren Ämtern und auch privat unumwunden und unmissverständlich zur jüdischen Gemeinschaft und zum Staate Israel bekannt«, charakterisierte Charlotte Knobloch den Geehrten.

Sie erinnerte an seine Amtszeit als bayerischer Innenminister, in der er sich dafür eingesetzt hatte, dass Juden in Deutschland in Sicherheit und in Frieden leben können. Das betraf besonders seinen Einsatz gegen Rechtsextremismus: »Sehr früh haben Sie, früher als zu viele andere, unsere Warnungen ernst genommen.« Besonders, so Knobloch, schätze sie an ihm seine klare Linie, seine Aufrichtigkeit und die Verlässlichkeit seines Wortes, seine Glaubwürdigkeit.

Sie erinnerte an Becksteins Auftritt gegen die antiisraelische Politik der iranischen Regierung bei der Kundgebung in Nürnberg vor dem ersten Fußball-WM-Spiel der iranischen Mannschaft – ein Schlüsselerlebnis »auch in Israel, wo Ihre mutige Rede höchste Anerkennung erfahren hat«. Beckstein habe die Gefahr frühzeitig erkannt, »die unserer politischen Kultur durch islamistische Fundamentalisten droht und dafür gesorgt, dass »die Bedrohung der jüdischen Gemeinschaft durch islamistische Terroristen nicht unterschätzt wird«.

Geschenk Für seine humanitären Verdienste – als Politiker, als Innenminister, als Ministerpräsident, aber vor allem als Mensch – und für seine wichtige und wertvolle Freundschaft zur jüdischen Gemeinschaft und dem jüdischen Staat wurde Beckstein 2006 bereits mit dem Jerusalem Award der Zionistischen Organisation Deutschland und 2009 mit der Ohel-Jakob-Medaille in Gold der IKG ausgezeichnet. Bei dem Festbankett am 21. März überreichten ihm Charlotte Knobloch gemeinsam mit David Leschem und dem Generaldirektor von Keren Hayesod, Greg Masel, aus Jerusalem den Shield of Keren Hayesod.

In seiner Dankesrede ging Beckstein auf die vielen Erlebnisse ein, die ihn im Zusammenhang mit dem jüdischen Leben in Bayern und Israel bewegen. Er nannte den Staatsvertrag mit den Israelitischen Kultusgemeinden, der ihm ein wichtiges Anliegen war. Als größtes Geschenk bezeichnete er die Aussage Charlotte Knoblochs bei der Einweihung der Synagoge Ohel Jakob, dass sie nun ihre Koffer ausgepackt habe.

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