Denkt man an Veteranen, dann fallen einem meistens die großen bunten Abzeichen ein, die die hochbetagten Herren an ihren Jacken tragen. Seit gestern sieht man viele davon in Berlin, denn die Leiter des Bundesverbandes der Veteranen, Ghetto- und KZ-Gefangenen sowie der Überlebenden der Leningrader Blockade tagen in der deutschen Hauptstadt. Das Seminar wird vom Zentralrat veranstaltet.
Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden, sagte in seiner Rede: »Dass Sie hierher, zu uns nach Deutschland gekommen sind, jetzt Teil geworden sind der neuen jüdischen Familie in Deutschland, das ist für uns wirklich ein Glück, eine Gnade, ein Geschenk.« Die Veteranen hätten der »Gemeinschaft einen Schub gegeben an Dynamik, an Vitalität, an Substanz, an Tiefe und an Perspektive«.
Jung 40 Teilnehmer sind nicht nur eingeladen worden, um die Botschaften der Russischen Föderation und der Ukraine zu besuchen. »Wir wollen unsere Arbeit besprechen«, sagt Jakoov Reznik, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes und des Klubs der Kriegsveteranen in Berlin. Der Bundesverband sei noch jung, denn er wurde erst 2006 auf dem Weltkongress russischsprachiger Juden und der Ghetto- und KZ-Gefangenen gegründet, so der 87-Jährige.
Mittlerweile arbeite er mit 122 Organisationen zusammen. In dieser Zeit hat der Verband mehrere Bücher mit initiiert, unter anderem zwei Bände Lebende Erinnerungen, in denen 120 Menschen von ihren Kriegserlebnissen berichten.
Viele der jüdischen Kriegsveteranen haben sich heute in Klubs und andere Organisationen zusammengeschlossen. Regelmäßig finden Veranstaltungen statt. Lala Süsskind, ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, die im vergangenen Jahr bei dem Treffen dabei war, sei beeindruckt gewesen, dass sie so viel auf die Beine stellen und es ihnen gelungen sei, auch das Interesse von jüngeren Menschen zu erwecken. »Über ihre Kriegserlebnisse als jüdische Soldaten reden sie mit ihren Kindern und Enkelkindern« – das imponiere ihr sehr.
Kränze Ein wichtiger Termin ist die Gedenkveranstaltung anlässlich des Kriegsendes im Mai, zu der die Mitglieder mit Botschaftern am Sowjetischen Ehrenmal im Tiergarten und am Ehrendenkmal im Treptower Park Kränze niederlegen. Außerdem habe der Verband die Errichtung von Gedenkstätten für Holocaustopfer und jüdische Kriegsgefallene in Deutschland angeregt, so Reznik. Gedenkstätten sollten an allen jüdischen Friedhöfen errichtet werden.
Ferner beschloss die Jugendsektion des Verbandes, in den jüdischen Gemeinden, Einrichtungen und Schulen in Deutschland den Beitrag jüdischer Kriegsteilnehmer zum Sieg über den Nationalsozialismus zu beleuchten und somit Verfälschungen der Kriegsgeschichte entgegenzutreten, sagt Jakoov Reznik. Der Berliner Klub der Veteranen wird demnächst sein 20-jähriges Bestehen feiern, doch die Mitglieder sinkt. »Es ist die letzte Möglichkeit, die Erinnerungen aus dem Krieg zu erzählen«, so Reznik.