Jüdische Filmtage München

Ein Monat Kino

In der nächsten Woche verwandelt sich das Gemeindezentrum der IKG mit dem Beginn der 7. Jüdischen Filmtage wieder in ein Eldorado für Cineasten. Und auch in diesem Jahr ist wieder für jeden Geschmack etwas dabei.

Ob Spielfilm, Dokumentation oder Trickfilm – IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch ist sich sicher, dass die Besucher nicht nur gut unterhalten werden, sondern auch neue Erkenntnisse und anregende Einblicke ins Judentum und die Welt des jüdischen Films mit nach Hause nehmen werden.

kulinarisch Mit einem Leckerbissen im wahrsten Sinne des Wortes geht es gleich am Montag, den 18. Januar (19 Uhr, Gemeindezentrum), los. Der Film So isst Israel, der wegen des großen Interesses noch einmal gezeigt wird, bietet eine kulinarische Reise durch Israel mit dem Sieger der israelischen TV-Kochshow Masterchef, Tom Franz.

Der bei Köln geborene und seit 2004 in Israel lebende Kochkünstler stellt auf seiner Reise durch Israel die koschere Küche von Jerusalem und Gourmetköche in Tel Aviv vor. Er besucht Käsereien in den Judäischen Bergen, Fischgurus in Akko und Winzer in Galiläa. So lernt der Zuschauer Land und Leute auf sinnliche Weise kennen. Ellen Presser, Leiterin des IKG-Kulturzentrums und »Seele« der Filmtage, freut sich besonders darüber, dass es sich Tom Franz nicht nehmen lässt, die Veranstaltung zu besuchen und über die israelische Küche zu sprechen.

Der Film Linie 41 (20. Januar, 19 Uhr, NS-Dokumentations- zentrum, Brienner Straße 34), der zum ersten Mal in München gezeigt wird, beschreibt die Spurensuche des IKG-Mitglieds Natan Grossmann, der 70 Jahre nach Ende der Schoa nach Lodz zurückkehrt, um das Schicksal seines Bruders zu ergründen, der im Jahr 1942 verschwand. Grossmanns Rückkehr führt zu einer emotionalen Konfrontation mit der Vergangenheit: Je mehr er über den Bruder in Erfahrung bringt, desto mehr Erinnerungen an seine Eltern, seine Jugend und das Ghetto melden sich zurück. Im Anschluss an die Filmvorführung findet ein Gespräch mit Regisseurin Tanja Cummings und den Hauptdarstellern statt.

Sowjetunion Der Zeichentrickfilm Halabudka (Sonntag, 24. Januar, 17 Uhr, Gemeindezentrum) entstand nach einer Erzählung und dem Drehbuch von Natascha Guzeeva, einer der beliebtesten Jugendbuchautorinnen der ehemaligen Sowjetunion. Erzählt wird die Geschichte eines Hauses, das mit dem Fortschritt in seiner Heimatstadt nicht mithalten kann. Von seinen Verwandten und Nachbarn missachtet, begibt es sich auf Wanderschaft durch die Welt auf der Suche nach seinem persönlichen kleinen Glück.

Vor dem Film beschäftigt sich die Filmwissenschaftlerin Lilia Antipow von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg mit dem Thema »Das jüdische Element im sowjetischen und postsowjetischen Film«. Nach dem Film führen sie und Natascha Guzeeva ein Gespräch. Das Thema: die Situation jüdischer Filmschaffender in der ehemaligen Sowjetunion.

Das Dokudrama The Eichmann Show (Donnerstag, 28. Januar, 19 Uhr, Gemeindezentrum) beleuchtet den Prozess gegen den NS-Verbrecher Adolf Eichmann, der 1961 in Jerusalem vor Gericht stand. Aus dem Gerichtssaal wurde täglich in mehr als 30 Länder, darunter Deutschland, Amerika und Israel, im Fernsehen berichtet. So wurde die Ausstrahlung zum weltweiten Medienereignis.

Berichte Thematisiert werden in dem Film auch die psychologischen und technischen Hindernisse, denen sich die Beteiligten damals gegenübersahen. Vier Monate lang entfaltete die Ausstrahlung ihre Wirkung, Tag für Tag teilten Schoa-Überlebende ihr schockierendes Vermächtnis mit einem weltweiten Publikum, Tag für Tag irritierte der Angeklagte Adolf Eichmann die Öffentlichkeit durch seinen offenkundigen Mangel an Reue.

Das packende Dokudrama orientiert sich an der Geschichte des US-Filmteams um den Produzenten Milton Fruchtman (Martin Freeman) und den Regisseur Leo Hurwitz (Anthony LaPaglia), das nach Jerusalem aufbrach, um auf Wunsch des israelischen Premierministers David Ben-Gurion die Welt an dem Ereignis teilhaben zu lassen. Die BBC-Produktion fängt die außerordentliche Bedeutung der TV-Übertragung des Prozesses mithilfe von Spielfilmszenen und Originalaufnahmen auf so spannende wie realistische Weise ein.

Mit Chava Rosenfarb: Dos blesele wor (Donnerstag, 4. Februar, 19 Uhr) hat IKG-Kulturchefin Ellen Presser auch diesmal wieder einen Film in jiddischer Sprache ins Programm aufgenommen. In dem verfilmten Interview (Original mit englischen Untertiteln) steht die außergewöhnliche Poetin Chava Rosenfarb (1923–2011) im Mittelpunkt. Sie war eine führende Schriftstellerin der jiddischen Literatur nach 1945.

Auschwitz Geboren in Lodz, besuchte sie in diesem Zentrum jüdischen Lebens eine jiddisch-sprachige Schule und das polnische Gymnasium. Sie liebte Lyrik und begann bereits im Alter von acht Jahren zu schreiben. Wie viele Juden der Stadt wurde Rosenfarb von 1940 bis 1944 in das Lodzer Ghetto gesperrt. Hier verfasste sie etliche Gedichte, die ihr in Auschwitz entrissen wurden.

Ihre erste Sammlung von im Ghetto entstandenen Gedichten, Di balade fun nekhtikn vald (The Ballad of Yesterday’s Forest), wurde 1947 in London veröffentlicht. 1950 emigrierte sie nach Montreal. 1972 veröffentlichte sie ihr Meisterwerk Der boym fun leben, eine Trilogie über das Ghetto in Lodz. In dem Film Dos blesele wor erzählt Rosenfarb in schönstem Jiddisch von ihrem Leben in Lodz vor dem Holocaust. Sie berichtet von den Jahren im Lodzer Ghetto, in Auschwitz und Bergen-Belsen sowie von ihrer Laufbahn als jiddische Autorin in Montreal.

In ihrer Dokumentation Moritz Daniel Oppenheim (Mittwoch, 10. Februar, 19 Uhr, Gemeindezentrum) beschäftigt sich die Filmemacherin Isabel Gathof mit dem wichtigsten jüdischen Maler des 19. Jahrhunderts, der als »Maler der Rothschilds« und »Rothschild der Maler« berühmt wurde. Die Filmemacherin ging auf internationale Spurensuche nach Menschen, Motiven und Museen, um Oppenheims Leben und Werk emotional nachvollziehbar zu machen.

Filmmusik Begegnungen mit der letzten direkten Nachfahrin Oppenheims und mit Rabbiner Yehuda A. Horovitz, dessen Vorfahren auf Gemälden Oppenheims verewigt sind, lassen Geschichte lebendig werden. Eine besondere Note wird dem Abend durch das Kammerorchester der Neuen Philharmonie Frankfurt verliehen, das die Filmmusik beisteuert.

Mit der schwarzhumorigen Komödie Señor Kaplan (Donnerstag, 18. Februar, 19 Uhr, Gemeindezentrum) enden die Jüdischen Filmtage. Der uruguayische Film dreht sich um offene Rechnungen mit der Geschichte und falschen Bilanzen im Alter. Jacob Kaplan, der Held des Films, lebt in Montevideo und glaubt, dass es mit seinen 76 Jahren Zeit endlich an der Zeit ist, eine wirkliche Heldentat zu vollbringen.

Deshalb beschließt er, auf Nazijagd zu gehen, als das Gerücht kursiert, dass sich ein deutscher Nazi in Uruguay versteckt. Er schließt sich mit einem chaotischen Ex-Polizisten zusammen, um ihn aufzuspüren und an Israel auszuliefern. Doch ihr Entführungsplan zwischen Sinnsuche und Tiefkühlfisch ist komplizierter als sie denken – bald geraten sie selbst ins Visier.

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