Große Ehre für Präsidentin Charlotte Knobloch und die IKG: Am Sonntag vergangener Woche wurde Knobloch in der Schwabinger Erlöserkirche mit dem »Tutzinger Löwen« geehrt. Der Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, Udo Hahn, würdigte in seiner Laudatio das Engagement der IKG-Präsidentin »für eine jüdische Gegenwart und Zukunft in Deutschland, ihren Maßstäbe setzenden Einsatz für Versöhnung sowie ihr unbeugsames Eintreten gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus«. Die Auszeichnung erfolgte im Rahmen der traditionellen »Kanzelrede«, einer Veranstaltung der Akademie sowie ihres Freundeskreises, und stand unter dem Motto »Nie wieder!? Geschichte prüft uns in der Gegenwart«.
Bezug nehmend auf das »Gedenkjahr der Superlative«, den Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren, des Zweiten Weltkriegs vor 75 und den Fall der Mauer vor 25 Jahren zitierte Knobloch in ihrer Rede angesichts der gegenwärtigen internationalen Krisen den Philosophen Novalis: »Alles ist gut. Nur nicht überall. Nur nicht immer. Nur nicht für alle.« Diese durchaus tiefgründige Betrachtung ergänzte sie um den Satz: »Solange es nicht für alle gut ist, ist es in letztlich für niemanden gut.«
Fehlentwicklungen Damit sprach sie die vielen Krisenherde in einer »überraschend schnell aus den Fugen geratenen Welt« an: Krieg in der Ukraine, Gaza, Syrien und im Irak. »Diese Bilder dürfen uns nicht unberührt lassen«, betonte Knobloch. Sie richtete ihren Blick aber auch auf den neu entflammenden Antisemitismus, auf die Tausenden Jugendlichen, die sich als militante Islamisten verstünden, auf die Behandlung von Flüchtlingen als Menschen zweiter Klasse und auf die gerade für Deutschland ganz besondere Bedeutung der Losung »Nie wieder!«. Das Gegenteil von »Nie wieder!« herrsche nämlich, solange man Toleranz als Beliebigkeit und Blindheit gegenüber Fehlentwicklungen missverstehe, hob Knobloch hervor.
Im Anschluss appellierte sie an die Verantwortung jedes Einzelnen für das Funktionieren der Demokratie: »Unsere Gesellschaft, unsere Demokratie lebt von Zivilcourage. Sie lebt von dem Willen und der Bereitschaft jedes Einzelnen, diesen Staat, das Funktionieren unseres Miteinanders als seine Aufgabe zu begreifen. Ich wünsche mir, dass wir hinhören, hinsehen, aufmerksam verfolgen, was in unserem nächsten Umfeld und in unserem Land vor sich geht.«