Mit Fred Brauner sel. A. ist ein großer Mann von uns gegangen – groß in jeder Weise. Seine stattliche Gestalt, sein überzeugendes Auftreten ließen aufmerken, strahlten Autorität aus. Sein großes Herz und seine klaren Worte überzeugten. Er vertrat seine Überzeugungen – und er setzte sich ohne Wenn und Aber für die Menschen und die Dinge ein, die ihm wichtig waren. Seinen Grundsätzen ist er ein Leben lang treu geblieben.
Am 8. November 1924 in Sossnowitz geboren, spielte Sport schon in jungen Jahren eine wichtige Rolle. Und durch die enge Familienbindung schien der Grundstein für eine glückliche Zukunft gelegt. Doch alles kam anders. Die Grausamkeiten der Schoa beraub- ten auch Fred Brauner seiner Familie. Die schrecklichen Erlebnisse dieser Zeit prägten sich tief in sein Herz ein und belasteten ihn zeitlebens. Darüber sprechen wollte er kaum, zu sehr bedrückten ihn die Erinnerungen und der Verlust seiner Familie.
Miteinander Nach seiner Befreiung halfen ihm ein starker Wille, die Religion und seine sportliche Konstitution beim Neubeginn. In Schongau baute er sich eine neue Existenz auf – beruflich und familiär. Wichtig waren ihm dabei seine soziale Verantwortung und der Grundsatz ehrlicher und fairer Geschäftsgrundlagen. Im Nachkriegsdeutschland waren es gerade diese Werte, die ihm das Miteinander und die Anerkennung auch der nichtjüdischen Bevölkerung sicherten. Seine Begeisterung für den Sport tat das Ihrige dazu.
Der aktive Sportler fand hier weit über die Ortsgrenzen seiner neuen Heimat hinaus Bestätigung und Anerkennung. Kraft gab ihm bei dem Neubeginn ganz besonders seine junge Familie. Mit seiner geliebten Frau Esther verband ihn nicht nur die Begeisterung für das Skifahren. Mit ihr plante er die gemeinsame Zukunft. Als Sohn Joachim zur Welt kam, war das Glück perfekt. Damit die Familie auch am jüdischen Leben teilhaben konnte, zog Familie Brauner nach München. Hier setzt sich dann innerhalb der jüdischen Gemeinschaft eine Lebensgeschichte fort, die uns heute voller Schmerz und Trauer sagen lässt: Wir haben einen großen Mann verloren, einen Mäzen, der sich mit materiellem wie ideellem Engagement jahrzehntelang für unsere Gemeinschaft eingesetzt hat.
Anliegen Für Fred Brauner sel. A. war Zedaka nicht nur eine Mizwa, sondern ein Teil seiner Persönlichkeit. Das galt im Großen wie im Kleinen, im öffentlichen Bereich wie im Privaten. Für jeden hatte er ein offenes Ohr – und zugleich feine Antennen dafür, welcher Geist hinter Anliegen und Bedürfnissen stand. Er bot seine Hilfe an, und er stand zu seinem Wort. Dabei schien der erfolgreiche Geschäftsmann nicht für jedermann immer ein einfacher Partner. Denn er prüfte genau, was hinter einer Sache stand. Fairness war ihm dabei immer wichtig.
Diese Prinzipien setzte er auch im Umgang mit unserer Gemeinschaft um. Auch ich habe einen umsichtigen Ratgeber verloren, der jederzeit bereitstand und der der Kultusgemeinde unzählige Impulse gab. Sein großes Verdienst ist hier zum einen der Grundstein, den er für den Sportverein Maccabi legte. Ohne Fred Brauner sel. A. stünde das Gelände an der Riemer Straße heute nicht zur Verfügung. Als Mäzen erwies er sich auch beim Bau unseres Gemeindezentrums. Die Turnhalle, die unseren Schülern und den Sportlern von Maccabi zur Verfügung steht, trägt als kleines Zeichen unseres Dankes seinen Namen. Ein ganz besonderes Anliegen waren Fred Brauner sel. A. bis zuletzt die älteren Menschen unserer Gemeinschaft.
Die Erinnerungen an den Verlust seiner Familie, das Wissen um die Leiden und Qualen in den Konzentrationslagern und um die Schwierigkeiten eines Neubeginns nach 1945, die nicht jeder so erfolgreich wie er meisterte, legten ihm die Alten und Schwachen ganz besonders ans Herz. Ihnen galt seine Zuwendung. Ein sichtbares und dauerhaftes Zeichen seines Engagements ist der Wintergarten im Seniorenheim an der Kaulbachstraße. Diesen hat er als einen Beitrag zur Lebensqualität der Bewohner bauen lassen und ihn dem Gedenken an seine Eltern Jehuda Leib und Esther Brauner gewidmet.
Wärme Fred Brauner sel. A. war kein Mann, der öffentlich große Gefühle zeigte. Und doch war im Gespräch mit ihm bei aller mitunter bedingten Härte sehr viel Wärme zu spüren. Stets hielt er Sachliches und Menschliches auseinander. Seine Konsequenz im Handeln stand nicht im Widerspruch zu der Zuneigung zu den Menschen, denen er Vertrauen entgegenbrachte. Dass dabei stets die Familie im Vordergrund stand, unterstreichen Bilder wie etwa die Freude, die er als Großvater empfand, als seine ältesten Enkel Aaron und Noah in unserer neuen Synagoge Ohel Jakob ihre Barmizwa feiern konnte.
Freude und Bestätigung war es ihm aber auch, wenn die Öffentlichkeit seinen Einsatz anerkannte, zum Beispiel mit der Auszeichnung mit dem Bayerischen Verdienstorden durch Ministerpräsident Horst Seehofer oder die Verleihung der Ehrenbürgerwürde in seiner Heimatgemeinde Grünwald. Dass die IKG München ihn zu seinem Ehrenmitglied ernannt hat, war dem Vorstand und mir ein ganz besonderes Anliegen und kann nur ein kleines Zeichen des Dankes sein, den wir unserem großen Mäzen schuldig sind. In Erinnerung bleiben wird er uns als ein großer Mann – über den wir das sagen können, was im Jüdischen als ein großes Kompliment gilt: Fred Brauner sel. A. war ein Mensch.
Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen der Menschen, die ihn kannten. Wir verneigen uns tief vor dem beliebten und bewunderten Menschen Fred Fischel Brauner. Möge ihm nach einem Leben voller Energie gemäß Gottes Geboten Frieden in der Ewigkeit vergönnt sein. Die Seele von Fred Fischel Brauner soll eingebunden sein in das Bündel des ewigen Lebens.