In allen bekannten Theatern gespielt, in allen großen KZs gesessen.» Schlagfertig und scharfzüngig resümierte der Rundfunkreporter, Conférencier und TV-Quizmaster Fritz Benscher sein Leben. Wie der Berliner Hans Rosenthal (1925–1987) gehörte der Hamburger Benscher (1904–
1970) zu den Pionieren der westdeutschen Radio- und Fernsehunterhaltung.
Die Historikerin Beate Meyer, tätig am Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg, stellte kürzlich im Jüdischen Gemeindezentrum ihre Spurensuche in Sachen Fritz Benscher vor. Sie hegt die Hoffnung, noch weitere Zeitzeugen zu treffen, die ihn kannten, und damit vielleicht auf unbekannte Episoden, Briefe und Fotos zu stoßen. Denn die letzte seiner drei Lebensphasen verbrachte der Sprechkünstler fast vollständig in München.
Emigration Auf Benscher war Beate Meyer in den 90er-Jahren eher beiläufig gestoßen. Sie interviewte die Kinder einer Familie jüdischer Herkunft in Hamburg, bei der Fritz Benscher ein Quartier hatte. Seinen beiden Brüdern und seinen Eltern war die Emigration noch geglückt, während er das Familienunternehmen abwickeln sollte. Dabei hatte er sich – gegen den Willen des Vaters – schon ab 1923 der leichten Muse zugewandt. Meyer fand dazu das Benscher-Zitat: «Mein Vater hatte etwas gegen das Theater, und darum ging ich hin. Ich wollte mal etwas Wallung in unser ruhiges Familienleben bringen.»
Vom ersten norddeutschen Rundfunksender, Auftritten an Theatern in Hamburg und an der Komischen Oper in Berlin führte der Weg nach 1933 in die Isolation des Jüdischen Kulturbundes. Tagsüber arbeitete er als Tischler für die Jüdische Gemeinde, bis er im Juni 1943 aus Hamburg nach Theresienstadt deportiert wurde. Dort engagierte er sich in der Abteilung «Freizeitgestaltung», was ihn als Statist in den NS-Propagandafilm über Theresienstadt und gleich darauf nach Auschwitz brachte. Nächste Stationen waren das Dachauer Außenlager Kaufering III und ein Todesmarsch. Nach der Befreiung am 1. Mai begab er sich schnellstmöglich zu «Radio Munich. A station of the Military Government», das seit 12. Mai 1945 sendete.
Vor über zwei Jahren wandte Beate Meyer sich gezielt dem Schicksal Fritz Benschers zu. Sie fand seine Witwe, die eine Fülle an Zeitungsausschnitten aus den 50er- und 60er-Jahren aufbewahrte. Sie befragte eine in Israel lebende Nichte, die ein Jahr bei den Benschers in München gewohnt hatte. Sie suchte Querverbindungen in den Biografien des Schauspielers Heinz Leo Fischer und des Regisseurs Fritz Kortner, befragte den Autor Rolf Kralovitz, den Drehbuchautor Willy Purucker und Kantor Kurt Messerschmidt.
Altnazis Fritz Benscher produzierte kabarettistische und politische Sendungen, Hörspiele und wirkte, wie er selbst sagte, in «Schnulzenfilmen» mit. Da er gegen Altnazis und restaurative Kräfte wetterte, waren das Ende der 40er- und die 50er-Jahre eine Berg- und Talfahrt für ihn mit Entlassung, Sprechverbot und Hetzkampagnen. Gleichzeitig aber trafen, so Meyer, «waschkörbeweise Briefe ein, in denen die Hörer protestierten, jedenfalls die 50 Prozent, die seine Sendungen liebten».
Ab 1958 wirkte Benscher zunächst im Bayerischen Fernsehen im Vorabendprogramm mit seinem Tick-Tack-Quiz mit; später produzierte er Fernsehspiele und trat als TV-Showmaster im Sonntagabendprogramm auf. Obwohl sein Tod am 10. März 1970 inzwischen über 45 Jahre zurückliegt, könnte es noch aktuelle Entdeckungen geben. Eine Kontaktaufnahme zur Biografin ist möglich unter: beate.meyer@public.uni-hamburg.de.