Vor rund einem Jahr waren Jewgenij Budnizkij und Hans-Hermann Byron, die Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Essen, bei Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck zu Gast. »Mit meinem Besuch in der Synagoge«, sagt der jüngste katholische Bischof Deutschlands am vergangenen Donnerstag, »habe ich nun gerne den Besuch erwidert«.
Bei einem gemeinsamen Rundgang erhielt Overbeck Einblicke in den Aufbau des Gemeindezentrums und informierte sich über die gravierenden Bauschäden am Gebäude. Nach einer Besichtigung der Synagoge und des Jugendzentrums zogen sich der Vorstand und Overbeck zu einem persönlichen Gespräch zurück.
Dialog Durch das Zusammentreffen wollen die beiden Gemeinden den interreligiösen Dialog fördern und gemeinsame Herausforderungen stärker diskutieren. Immerhin hat sowohl die christliche als auch die jüdische Gemeinde mit einem Schwinden der Religiosität und einem Abnehmen der aktiv Gläubigen zu kämpfen.
Außerdem steht die finanzschwache jüdische Gemeinde vor dem Problem, ohne fremde Hilfe die Renovierung der beschädigten Gemeinderäume nicht finanzieren zu können. »Auch die aus Osteuropa nach Essen kommenden Juden stellen die kleine Gemeinde vor große Herausforderungen, die viel Kraft kosten«, bekennt Overbeck.
Toleranz Der Dialog zwischen den Religionen kann nur gelingen, wenn sich beide Seiten mit Toleranz und Respekt begegnen, da sind sich Overbeck und Byron einig. »Nur durch das Kennenlernen der anderen Religion, ihr Verstehen und das Erkennen der vorhandenen Unterschiede kann Toleranz entstehen. Sie ist der Schlüssel für den Frieden unter den Religionen«, sagt Byron.
Dass sich die jüdische Gemeinde für einen stärkeren Austausch öffnen will, sieht der Ruhrbischof auch darin bestätigt, dass sie die Mitglieder der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit zu Chanukka einlädt. Diese Geste habe ihm gezeigt, dass es verlässliche Strukturen des Gesprächs in der Gemeinde gibt.
perspektive Overbeck betont, dass gerade die Christen einen Dialog mit dem Judentum brauchen. Aus Sicht des Bischofs bestehe dabei aber immer die Gefahr, den jüdischen Glauben durch die »christliche Brille« zu sehen. Allein aus der Perspektive einer »Verheißung-Erfüllung« könne man den geistlichen Reichtum des Judentums allerdings nicht entdecken. Der Bischof möchte deshalb auch zukünftig mit der jüdischen Gemeinde im Austausch bleiben und sich weiter kennenlernen.