Eigentlich hatte Mirjam Pressler den Roman selbst in Erfurt vorstellen wollen, dort, wo ihre Recherchen begannen. Doch dazu kam sie nicht mehr. Am 16. Januar starb die Autorin von rund 40 Kinder- und Jugendbüchern und Übersetzerin von 300 Werken aus dem Hebräischen, Englischen und Niederländischen. In ihrem letzten und postum erschienenen Buch Dunkles Gold erzählt Pressler die Geschichte von Rachel, ihrem Bruder Joschua und ihrem Vater, die 1349 vor dem Pestpogrom fliehen. In einer zweiten Ebene des Romans kommt Pressler ins Hier und Heute des aufkeimenden Antisemitismus und der Ausgrenzung. Tochter Gila und Enkelin Malka Yolanda stellten das Buch am 13. März in der Alten Synagoge Erfurt vor.
lebensgeheimnis Die Autorin, 1940 geboren, wuchs bei Pflegeeltern und in einem Heim auf, die leibliche Mutter war unverheiratet. Ob sie die wahre Identität ihrer jüdischen Mutter erfuhr, blieb Presslers Lebensgeheimnis. So wurden Identität, Umgang mit dem Judentum und was es bedeutet, den eigenen Weg zu gehen, zu ihren Lebensthemen. Sie selbst zog später ihre drei Töchter alleine groß und begann erst im Alter von 40 Jahren ihre Karriere als Schriftstellerin.
»Das, was du mitbekommen hast, kannst du nicht ändern, aber was du daraus machst, dafür bist du selbst verantwortlich«, habe sie ihnen immer gesagt, erzählt Tochter Gila. Oft hat sie ihre Mutter auf Lesereisen begleitet, auch zu den Recherchen nach Erfurt. Hier entstand – gemeinsam mit der langjährigen Freundin Karin Richter von der Universität Erfurt – die Idee, ein Buch über den jüdischen Schatz zu schreiben. Das Konzept fesselte Mirjam Pressler und trieb sie an, auch als sie bereits schwer erkrankt war. Manchmal pausierte sie Monate und schickte zwischendurch einzelne Seiten an ihre Freundin nach Erfurt.
vermächtnis »Was uns als Vermächtnis am meisten bleibt, ist diese unglaubliche Lebensfreude, in allem, was geschieht, immer das Schöne zu finden und sich an dem zu erfreuen, was man haben kann. Ein wirklich wertvolles Erbe, weil man damit sehr viel mehr vom Leben hat«, sagt Tochter Gila.
Manchmal, erzählt die 26-jährige Enkelin Malka Yolanda, habe sie auch kleine Tipps beigesteuert, mehr nicht. »Ich finde, Mirjam hat das selbst ganz gut gemacht. Obwohl sie die Oma war, hat sie wie eine Jugendliche geschrieben. Wir haben nur an Details gearbeitet, wenn sie mal nicht wusste, wie junge Leute das Handy halten.« Sie schmunzelt bei dem Gedanken und zupft die blau gefärbten Haare zurecht.
»Sie war eher wie eine zweite Mutter oder auch Schwester und war mir auch ein großes Vorbild, dass man alles machen kann, was man möchte«, sagt Malka Yolanda über ihre Großmutter. Neugier und Lebensfreude habe sie sich bis zum Schluss bewahrt.