»Es wäre schön, wenn wir endlich etwas Eigenes haben könnten«, hofft Rinah Neubauer, Vorstandsmitglied der Synagogengemeinde Sukkat Schalom. Am Sonntag gab es einen ersten Schritt zur eigenen Immobilie. Denn am Nachmittag hatte der Vorstand Interessierte und Beter eingeladen, um ein Haus gemeinsam unter die Lupe zu nehmen. »Wir wollen ein Stimmungsbild von Ihnen bekommen«, sagte Rabbiner Andreas Nachama. Etwa 55 Interessierte kamen in die Kreuzkirche an der Kaiser-Wilhelm-Straße im Stadtteil Lankwitz und sprachen sich mit großer Mehrheit für diese Adresse aus. Sukkat Schalom hätte bei einem Erwerb das Haus für sich alleine.
Ein großes Plakat mit der Aufschrift »Wir ziehen um« hängt an dem Gotteshaus. Die evangelisch-methodistische Kirchengemeinschaft ist mittlerweile so groß geworden, dass sie ihr Domizil wechseln musste und ihre Kirche nun zum Verkauf anbietet. Das Gebäude besteht aus zwei Etagen – in der oberen ist bisher der Kirchenraum gewesen.
Enge Dieser sollte für die Gottesdienste genutzt werden. In den unteren Bereich käme ein Kidduschraum, eine Küche ist bereits vorhanden. Über 1.000 Quadratmeter verfüge die Immobilie, dazu kommen noch ein Garten mit 1.200 Quadratmetern und einige Parkplätze. Es gibt einen S-Bahn-Anschluss, etwa 600 Meter von der Kreuzkirche entfernt, mehrere Buslinien halten direkt vor der Tür. Der Kirchenraum bietet Platz für 200 Beter. »Die Situation im Hüttenweg ist nicht so, wie wir es uns vorstellen«, betont Andreas Nachama. Die anderen Gemeinden, mit denen sich Sukkat Schalom die Räume im Chaplain Center Hüttenweg teilt, würden stetig wachsen – wie die Synagogengemeinde auch. Es sei zu eng geworden.
Die Kreuzkirche steht für 330.000 Euro zum Verkauf. »Aber da kann man bestimmt noch handeln«, sagt der Rabbiner. Allerdings verfüge der Verein derzeit nicht über das Geld, weshalb Stiftungen angeschrieben und um Zuschüsse gebeten werden müssten. Nachamas Vorschlag ist, sich die Immobilie für sechs bis neun Monate zu reservieren und die Zeit zu nutzen, um Gutachten erstellen zu lassen und das Geld zusammenzubekommen.
Nachama zückte am Sonntag prompt sein Portemonnaie, um 1.000 Euro für das Konto zum Erwerb eines Synagogenbaus zu spenden. Die Nebenkosten würden etwa so hoch sein wie derzeit die Miete im Chaplain Center, etwa 1.000 Euro. »Aber da hatten wir 36 Stunden pro Woche den Raum und müssen ihn auch jedes Mal herrichten«, so Nachama. Die Suche nach geeigneten Räumen dauert bereits einige Jahre. Zwischenzeitlich gab es zuerst Pläne, das Chaplain Center aufzustocken, sich im Dachgeschoss einzurichten und später die Idee, einen Neubau auf dem Gelände am Hüttenweg zu errichten. Die Kosten wurden damals auf 900.000 Euro geschätzt. Aber die Pläne scheiterten.
Beter »In Treptow oder Schöneweide hätten wir schon längst etwas gefunden«, meint Nachama. Indes hatte sich die Beterschaft dafür ausgesprochen, dass in Zehlendorf und Steglitz gesucht werde. Das hofft auch Bezirksbürgermeister Norbert Kopp (CDU). Er sicherte der Synagogengemeinde auf jeden Fall seine Unterstützung zu. Vostandsmitglied Benno Simoni erinnerte daran, dass im Mai 2003 nur 50 Beter in die Synagoge Hüttenweg kamen, bereits ein Jahr später waren es 100.
Seit September 2004 ist die Synagoge Hüttenweg Sukkat Schalom als Gemeindesynagoge der Jüdischen Gemeinde zu Berlin institutionalisiert. Die Betergemeinschaft ist sowohl Mitglied der World Union of Progressive Judaism als auch der Union progressiver Juden in Deutschland.
Die Jüdische Gemeinde zu Berlin habe bis Mai dieses Jahres die Miete gezahlt und sie zusätzlich mit 1.000 Euro monatlich unterstützt, sagte Simoni. »Seit Mai erhalten wir diese Zuwendung nicht mehr, und auch die Miete wird nur noch sporadisch gezahlt«, kritisierte er den Gemeindevorstand. Von dort war auf Nachfrage keine Stellungsnahme zu erhalten.
Bisher habe Sukkat Schalom überwiegend von Spenden gelebt, der Rabbiner amtiere ehrenamtlich. »Aber wir bauen uns jetzt unseren Ort«, sagte Simoni hoffnungsfroh.