Sie setzt sich seit Jahrzehnten für jüdisches Leben und jüdische Kultur in München ein – und hat im Zuge des neuen Gemeindezentrums am Jakobsplatz dafür gesorgt, dass jüdische Kultur wieder im Herzen der Stadt angekommen ist. Nun ist IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch dafür ausgezeichnet worden, dass sie sich so leidenschaftlich um die Kultur in Oberbayern verdient gemacht hat.
Am 10. Juli wurde sie mit dem Oberbayerischen Kulturpreis ausgezeichnet und nahm die höchste kulturelle Ehrung, die der Bezirk zu vergeben hat, in einer Feierstunde im Kloster Seeon aus den Händen von Bezirkstagspräsident Josef Mederer entgegen. Neben Knobloch erhielt auch Gabriel Mayer – langjähriger Leiter der Mayer’schen Hofkunstanstalt München – den Kulturpreis.
Bezirkstagspräsident Josef Mederer wies in seiner Begrüßungsrede auf den großen Stellenwert hin, den die Kultur, gerade in ihrer ausgeprägten Vielfalt, für den Bezirk darstellt. In diesem Zusammenhang sei es auch und insbesondere die jüdische Kultur, die das Leben in Oberbayern bereichert. Das Gemeindezentrum der IKG im Herzen der Stadt München sei zum Beispiel das sichtbare Zeichen, dass jüdische Kultur wieder einen festen Platz in der Stadt habe, erklärte Mederer. Dies sei auch auf die Beharrlichkeit und den festen Willen der IKG-Präsidentin zurückzuführen. An sie direkt gewandt, erklärte der Bezirkstagspräsident: »Dass es heute in München ein reiches jüdisches Kulturleben gibt, ist entscheidend Ihr Verdienst.«
laudatio Der große Respekt und die Anerkennung, die Charlotte Knobloch entgegengebracht werden, drückten sich bei der Ehrung in Seeon auch durch die Anwesenheit von Kultusminister Ludwig Spaenle aus, der die Laudatio hielt. Auch er kam in seiner sehr persönlich gehaltenen Rede an Charlotte Knoblochs Lebenswerk, dem jüdischen Gemeindezentrum, nicht vorbei. »Das wundervolle Zentrum«, erklärte er, »ist die in Stein, in Architektur gegossene Überzeugung von Charlotte Knobloch.«
Wie diese Überzeugungen der IKG-Präsidentin aussehen, beschrieb der Minister in seiner Laudatio ebenfalls: »Charlotte Knobloch ist eine außergewöhnliche Frau – als gebürtige Münchnerin ist sie bayerische Patriotin, Deutsche, Europäerin und Weltbürgerin. Sie hat sich jahrzehntelang unermüdlich für die Juden in München, Bayern und Deutschland, für die demokratischen und rechtsstaatlichen Grundwerte unseres Landes und der freien Welt sowie für das Lebensrecht und den dauerhaften Bestand des Staates Israel engagiert.«
Standhaftigkeit, Sensibilität und große Überzeugungskraft« nannte Spaenle als besondere Charakteristika der Preisträgerin. Damit gelinge es ihr, »das Bewusstsein der Menschen für ein friedliches Zusammenleben in gegenseitiger Toleranz zu schärfen«. Hoch rechnete der Minister der IKG-Präsidentin an, dass sie als engagierte Jüdin nicht nur mit offenen und klaren Worten an politischen und gesellschaftlichen Debatten teilnimmt und damit Demokratie lebt und vorlebt, sondern sich diesen oft auch schwierigen Diskussionen mit ihrer »ganzen Person« stellt.
In Anspielung auf die unmittelbare Nachkriegszeit und die damals allgegenwärtige Frage für die Holocaust-Überlebenden, ob man tatsächlich im Land der Täter bleiben solle, sagte der Kultusminister: »Wir können uns glücklich schätzen, dass Sie geblieben sind. Für eine nachhaltige politische Bildung der Menschen in unserem Land brauchen wir starke Partner wie Sie und die jüdische Gemeinde.«
Hofkunstanstalt Eine Partnerschaft, der eine tiefere Bedeutung zukommt, als es auf den ersten Blick scheint, besteht auch zwischen der Israelitischen Kultusgemeinde und der Mayer’schen Hofkunstanstalt, für die Gabriel Mayer viele Jahre lang das prägende Gesicht war. Das 150 Jahre alte Familienunternehmen, das jetzt von seinem Sohn fortgeführt wird, macht Glas zu Kunst. Als zweiten Preisträger hätte der Bezirk kaum jemand Geeigneteren auswählen können.
In vielen Teilen der Welt hat die Münchner Firma mit ihren Glasprodukten Spuren hinterlassen. Eine führt auf den Jakobsplatz beziehungsweise darunter. Im »Gang der Erinnerung«, der die Synagoge Ohel Jakob mit dem Gemeindezentrum der IKG verbindet, sind die Namen der 4500 Juden aus München, die den Holocaust nicht überlebt haben, auf Glas festgehalten.
Zwischen den Klängen des »Achim Schröter Trio«, den Reden und einem großen Buffet fand Bezirkstagspräsident Josef Mederer noch eine weitere Gemeinsamkeit der beiden Preisträger, denen die kulturelle Vielfalt in München mit zu verdanken sei. »Ihr Werk«, erklärte Mederer, »ist im wahrsten Sinne des Wortes wegweisend, weil es nicht nur über die Region hinaus, sondern auch weit in die Zukunft hinein wirkt.
Wer ernsthaft dafür Sorge trägt, dass Rassismus und Antisemitismus, Hass und Zerstörung bei uns nicht gesellschaftsfähig und unterschiedliche Meinungen im Dialog verhandelt werden, der hat die Zukunft im Blick. Wer handwerkliche Tradition mit innovativen Techniken verbindet, der hält sie für die folgenden Generationen lebendig.«