Duisburg

Drei Tage gelebtes Judentum

Am letzten Oktoberwochenende wurde die Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen zum Hotspot jüdischen Lebens. Der Bund traditioneller Juden (BtJ) hatte dieses Mal mit dem »Regionalen BtJ-Schabbaton für Nordrhein« im Gemeindezentrum am Innenhafen Station gemacht. Mehr als 50 Young Professionals und junge Paare waren nach Duisburg gekommen, um gemeinsam jüdisches Leben zu praktizieren und Schabbat zu feiern. Eingeladen hatten die Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen, der BtJ, Morasha Germany und Bnei Akiva.

Unterbringung, sonniges Wetter und vor allem die warmherzige Gastfreundschaft der Jüdischen Gemeinde bildeten den atmosphärischen Rahmen des Schabbatons. Die Teilnehmer kamen aus Köln, Hamburg, Frankfurt, München und aus den nahe gelegenen Niederlanden.

Blumenfeld Daniela Kalmar Schönberger von Omanim Booking & Events aus Berlin war für das organisatorische Gelingen verantwortlich. Als Referent wurde der Historiker, Geschäftsmann und Pädagoge Awi Blumenfeld gewonnen, der gern auch als »Weltreisender in Sachen Judentum« bezeichnet wird.

Das Thema des Schabbaton, »Die Fremden – Gastfreundschaft bis zur Selbstaufopferung?«, traf den Nerv der Teilnehmer. Sie besprachen Texte über Flucht und Fremdheit und diskutierten bis tief in die Nacht.

Begonnen hatte die Veranstaltung mit dem Kabbalat-Schabbat-Gebet am Freitagabend, eingeleitet vom engagierten Duisburger Rabbiner Reuven Konnik. Nach dem Schabbat-Dinner startete die intellektuelle Achterbahn mit der Lektüre von aktuellen Zeitungsessays, der Lesung der Parascha sowie einem scholastischen Jeschiwa-Lernen.

Nicht nur die Wochenendteilnehmer und die Duisburger Gemeindemitglieder, auch BtJ-Vorsitzender Michael Grünberg lernten und diskutierten bis Mitternacht. Er sei »von der Gemeinschaft und den unterschiedlichen Positionen, die das gelebte Judentum bietet«, beeindruckt, sagte Grünberg anschließend. Awi Blumenfeld war fast 48 Stunden im Einsatz: als Dauerredner, Chasan, Moderator, Referent, Maggid Schiur, Sänger und gefragter intellektueller Gesprächspartner.

Tefilla-Zyklus Das Fazit des regionalen Schabbaton fiel bei den Teilnehmern äußerst positiv aus: Seit Langem habe es in der Duisburger Gemeinde kein Wochenende wie dieses mehr gegeben: von Freitagabend bis Sonntagmorgen mit dem vollen Tefilla-Zyklus, bei dem die Young Professionals und jungen Paare neue Melodien hören konnten.

Mit dem Ausklang des Schabbats begann der Eventteil: das »Kosher Food Festival – Too good to be Jew Eating Is(s)t Meeting«.

An acht Stationen konnte die kulinarische Welt erkundet werden: Der Spross einer jüdischen Familie, die seit über 2000 Jahren in Rom lebt, Diana Di Segni, zeigte zum Beispiel, wie echte »Pizza à la Ghetto di Roma« gemacht und gegessen wird. Eine jemenitische Jüdin aus Israel beeindruckte alle mit ihren Falafel-Variationen. Eine Molekular-Bar und das Barbecue mit Wings und israelischen Grillspießchen waren kulinarische Höhepunkte. Für die Musik sorgte der israelische DJ Blastik Haifa.

Die Hawdala von Awi Blumenfeld – begleitete von Gitarrist Moshe Werner – war schließlich stimmungsvoller Höhepunkt. Ein wunderbares Schabbatgefühl, urteilten die Teilnehmer: eine gelungene Mischung aus Gottesdienst, Gesang, gemeinsamem Essen und Denken – das war nicht nur ein starkes gemeinschaftliches Erlebnis, sondern auch ein bewegendes Zeugnis von gelebtem Judentum und gelebter Tradition in Deutschland.

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