Das in Berlin geplante Drei-Religionen-Haus »House of One« nimmt weiter Gestalt an. Am Mittwoch wurde ein Pavillon abgebaut, der seit einem Jahr als Platzhalter diente, wie die Stiftung House of One mitteilte. Mit dem Abbau der Holz-Plexiglas-Konstruktion würden die Vorbereitungen der Bauphase für den neuen Sakralbau beginnen.
Am 14. April 2020 soll laut Stiftung der Grundstein für das weltweit viel beachtete Projekt gelegt werden. Das »House of One« soll unter einem Dach eine Synagoge, eine Kirche und eine Moschee beherbergen.
Archäologen In den kommenden Monaten werden Archäologen den künftigen Bauplatz untersuchen und die Gründungsarbeiten für das »House of One« beginnen, hieß es weiter. Unter anderem müssten rund 70 über 30 Meter lange Betonpfeiler in den Boden gebohrt werden, um den Baugrund in der einst sumpfigen Flussaue in der Berliner Mitte zu stabilisieren.
Am 14. April 2020 soll laut Stiftung der Grundstein für das weltweit viel beachtete Projekt gelegt werden.
Erst dann könne der Bau des »House of One« auf den Fundamenten der einstigen St. Petri-Kirche beginnen. Die DDR-Regierung hatte das Gotteshaus aus dem 13. Jahrhundert und damit Berlins älteste Kirche sprengen lassen. Auf den Grundmauern soll nun das Drei-Religionen-Haus entstehen.
Der Vorsitzende des Stiftungsrates, Rabbiner Andreas Nachama, betonte auf der Finissage am Mittwoch, der Abbau des Pavillons sei »ein wichtiger Schritt hin zur baulichen Vollendung unseres interreligiösen Friedensprojekts«. Weiter betonte er, dass die Initiatoren, also Juden, Christen und Muslime, bereits seit mehreren Jahren im interreligiösen Dialog aktiv seien und damit einen »Beitrag zu mehr Verständnis, Toleranz und Miteinander in unserer Gesellschaft« leisten wollten.
»Nathan der Weise« Der Tag der geplanten Grundsteinlegung fällt auf den Jahrestag der Uraufführung des Theaterstücks Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781). Das Stück um Humanismus, Aufklärung und Toleranz zwischen den drei Religionen wurde am 14. April 1783 keine 100 Meter vom Berliner Petriplatz entfernt aufgeführt.
»Damals öffnete sich Berlin für die erste Aufführung von Lessings wichtigem, damals sehr umstrittenen Werk, heute sind wir dankbar dafür, dass sich Berlin wieder öffnet, dieses Mal für das ›House of One‹«, sagte Präsidiumsmitglied Imam Kadir Sanci. Pfarrer Gregor Hohberg betonte, dass diese Offenheit über die drei Religionen hinausgehe, ins »House of One« seien auch Atheisten, Religionssucher sowie andere Religionen zum Dialog eingeladen.
Bislang sind rund 8,5 Millionen Euro
Spenden eingegangen.
Für die Errichtung des »House of One« werden den Angaben zufolge eine Bauzeit von drei Jahren sowie insgesamt 43,5 Millionen Euro veranschlagt. Weltweit seien bislang rund 8,5 Millionen Euro Spenden eingegangen. Weitere zehn Millionen Euro stellt der Bund zur Verfügung, wenn das Land den gleichen Betrag zahlt. Zudem hätten mehrere Mäzene weitere Großspenden zugesagt. Die verbleibende Lücke von fünf Millionen Euro solle mit Crowdfunding und Spendenaktionen geschlossen werden, erklärte die Stiftung. epd