Drei Kantoren, drei Tenöre, ein musikalisches Feuerwerk: Das Jüdische Neujahrskonzert 5776 des Orchesters Jakobsplatz München (OJM) hat vergangenen Mittwoch alle Gäste verzaubert. Der Konzertsaal des Prinzregententheaters war voll besetzt, und OJM-Direktorin Julia Grossmann war hinterher ganz angetan: »Es war ein überwältigender Erfolg!«
Die Idee, drei Kantoren für ein Konzert auf die Bühne zu bitten, wurde wegen des enormen Zuspruchs im vergangenen Jahr schon zum zweiten Mal umgesetzt. Auch diesmal stieß das musikalische Ereignis mit Dirigent Daniel Grossmann am Pult auf Begeisterung, zu erkennen an dem frenetischen Beifall, Rufen und dem nicht enden wollenden Fußstampfen des Publikums. Fröhlichkeit und Unbeschwertheit wischte die sonst bei klassischen Konzerten übliche Zurückhaltung und Reserviertheit der Zuhörer zur Seite.
amüsant Die drei Kantoren Michael Azogui (Tel Aviv/Zürich), Boaz Davidoff (Haifa) und Moshe Fishel (Jerusalem/München) liefen jedoch nicht nur bei klassischen, sondern auch bei poppigeren Songs zu Hochform auf, während ihr Orchester alle Register zog. Dirigent Daniel Grossmann bewies zudem auch andere Qualitäten: Zwischen den einzelnen Werken erzählte er amüsante, zur Musik passende Anekdoten.
Und auch Boaz Davidoffs Gesang zog das Publikum in seinen Bann. Der Kantor, lyrische Tenor, Musiker, Komponist und Chordirigent hat Musikpädagogik und Musikwissenschaften studiert und hält heute selbst Vorlesungen. Er produziert unter anderem CDs, spielt in Musiktheaterproduktionen für Kinder und tritt mit seiner eigenen Band »Band Boaz« auf.
Sein Kompagnon Michael Azougi wurde in Frankreich geboren, zog aber bereits als Kind nach Israel. Im Alter von sieben Jahren begann seine Musikausbildung, kurz danach folgten erste Konzertauftritte, mit 18 startete er sein Gesangstudium in Jerusalem. Inzwischen tritt er international mit namhaften Kantoren-Ensembles auf.
Stationen Moshe Fishel wurde in Haifa geboren, absolvierte eine Ausbildung als Kantor, danach studierte er unter der Leitung des berühmten israelischen Dirigenten Elli Jaffe. Die Musikhochschule für Musik und Theater München und Privatunterricht bei bekannten Sängern waren weitere Stationen auf dem Weg zum professionellen Kantor. Mittlerweile tritt er in vielen Teilen der Welt auf und kreierte eine Ausdrucksform, die einzigartig in der Kantorenwelt ist.
Musikalisch perfekt zueinander passend, zeigte sich bei den drei Kantoren auch nach dem Konzert eine Gemeinsamkeit: Sie strahlten angesichts der Begeisterungsstürme des Publikums geradezu um die Wette.