Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen», zitierte Präsidentin Charlotte Knobloch bei der Vernissage mit Kinderbildern ein afrikanisches Sprichwort. «Übertragen auf unsere Gesellschaft bedeutet das: Es braucht die ganze Gemeinde, um ein Kind großzuziehen. In unserer Gemeinde haben sich diese wichtige Aufgabe die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Erziehungsberatungsstelle zur Pflicht gemacht. Sie alle – und das sage ich aus ganzem Herzen und in tief empfundener Dankbarkeit – sie alle leisten hervorragende Arbeit.»
Anlass für die Feier war, dass die Erziehungsberatungsstelle der IKG nun seit einem Jahr eigene Räume nutzen kann. «Wir haben uns hier gut eingerichtet und freuen uns unser neues Zuhause Ihnen präsentieren zu dürfen», begrüßte Elina Sparberg die Gäste, unter ihnen aus dem IKG-Vorstand Talia Presser, Vera Szackamer, Georg Sparberg und Stanislav Skibinski. Für das kleine Jubiläum hatten die Mitarbeiter der Beratungsstelle eine Ausstellung vorbereitet.
Der Titel: «Ort, an dem ich mich wohlfühle!» Die bunten Bilder hatten fünf- bis 16-jährige Kinder und Jugendliche aus dem Kunstatelier des Jugendzentrums «Neshama» gemalt, künstlerisch betreut von der Leiterin des Art-Studios, Kunstpädagogin Svetlana Durkova. Die Bilder, so führte Elina Sparberg aus, «zeigen uns Familienrituale, idyllische Landschaften am Meer und in den Bergen sowie fantasiereiche Reisen ins All». Das Thema ist nicht zufällig, «es kommt aus der Kunsttherapie. Die Gestaltung eines solchen Ortes soll ein Kind in schwierigen Zeiten unterstützen und ihm helfen, Kraft zu schöpfen.»
Unterstützung Die Erziehungsberatungsstelle der IKG wurde vor rund drei Jahren als städtische Beratungsstelle anerkannt. Ihre Arbeit leisten die Mitarbeiter nun bereits neun Jahre. Für ihre Unterstützung dabei galt Sparbergs Dank der Präsidentin der IKG. Die Arbeit begleitet habe immer auch Vera Szackamer.
Charlotte Knobloch gab den Dank an die Mitarbeiter zurück: «Ihre Arbeit ist essenziell wichtig. Ist doch die Erziehung unserer Kinder die schönste und die wichtigste Aufgabe, die sich uns in unserem Leben eröffnet. Unsere Kinder sind die Stützpfeiler unserer Gemeinde und der gesamten Gesellschaft, in der wir leben.» Dabei liege es auch in der Verantwortung und Pflicht der Gemeinde, «Eltern zu helfen, die – warum auch immer – in einer bestimmten Lebenssituation nicht in der Lage sind, ihren Kindern die Erziehung zuteil werden zu lassen, die sie benötigen». Leider laufe es im Leben manchmal anders, als man es sich erträume und vorstelle. So gebe es «eben Situationen, in denen Eltern – auch wenn ihre Kinder ihr Ein und Alles sind – überfordert sind und Hilfe brauchen. In diesen Situationen, die für manche Eltern mit viel Trauer und Sorgen verbunden sind, steht das Team der Erziehungsberatungsstelle bereit und nimmt sich der Eltern und ihren Kinder an.»
Die Mitarbeiter stehen den Eltern mit Rat und Tat zur Seite. Sie bieten kompetente Unterstützung an und liefern Antworten auf Fragen und Nöte der Eltern. «Und die Nachfrage ist groß», weiß die Präsidentin. «Kinder und Eltern sollen spüren: Wir brauchen dich. Du bedeutest uns etwas. Und wir wollen für dich da sein», umriss sie die Arbeit. Dass dieses gelingt, bestätigte die Ausstellung ebenso wie die vielen fröhlichen kleinen Künstler, die mit ihren Eltern zu der Vernissage gekommen waren.
Familie Die Erziehungsberatungsstelle der IKG bietet als Fachbereich der Sozialabteilung der IKG unter Olga Albrandt Unterstützung an. Eltern oder andere Erziehungsberechtigte, Familien und junge Menschen erhalten hier eine pädagogische und psychologische Beratung, die mit therapeutischen Leistungen verbunden sein kann. Die Hilfe orientiert sich an der Lebenssituation und den konkreten Möglichkeiten der Kinder, Jugendlichen und ihren Eltern.
Das für die Ratsuchenden kostenlose Angebot findet in unterschiedlichen Formen statt. Es gibt offene Sprechstunden ebenso wie individuelle mit Anmeldung, Workshops und verschiedene andere Treffen. Eines gilt für alle Angebote, die für Ratsuchende kostenlos sind: die Vertraulichkeit. «Datenschutz wird ganz groß geschrieben», betont Olga Albrandt. Die Beratungen finden je nach Bedarf in deutscher und in russischer Sprache statt.
Bei den Gruppenangeboten finden sich ganz unterschiedliche Themen. Da geht es um Pubertät ebenso wie um den richtigen Ton. Ein Elternabend dazu stand unter dem Motto «Wie ruft man in den Wald? – Kinder ohne Geschrei überzeugen». Auch Geschwisterbeziehungen sind ein wichtiges Thema. Zur Entwicklung sozialer und emotionaler Kompetenz für Kinder gibt es ein eigenes Trainingsprogramm für Vier- bis Fünfjährige. In Gesprächskreisen können sich die Erwachsenen untereinander und mit Fachreferenten austauschen.