An fünf Tagen in der Woche wird hier gelernt und gelehrt. Doch am vergangenen Sonntag stand Spielen auf dem Stundenplan der Düsseldorfer Yitzhak-Rabin-Schule. Sackhüpfen, Wasserpistolenschießen, Becherstapeln und noch viel mehr ersetzten beim Sommerfest den üblichen Unterricht. Mehr als 500 Besucher kamen ins Schulzentrum, es ist eines der größten Feste der Düsseldorfer Gemeinde.
»Im vergangenen Jahr ist die Veranstaltung so gut gelungen, dass sich die Kinder, die Eltern, aber auch das Kollegium wünschten, es in ähnlicher Form zu wiederholen«, erzählt Schulleiterin Natascha Dörner. Das hat aber auch zur Folge, dass sich die Eltern engagieren müssen, um die Veranstaltung zu stemmen. In den vergangenen Jahren markierte das Sommerfest jeweils das Ende der Projekttage in der Schule und verband die Präsentation mit einer Feier. »Jetzt sind wir auf Elternhilfe angewiesen, denn alle haben sich auch gewünscht, dass es viele Spielmöglichkeiten geben soll«, erklärt Dörner.
Spielstationen Tatsächlich sind auf dem Schulhof und in den Klassenräumen 16 Stationen aufgebaut worden, jede Klasse war für zwei verantwortlich. Natascha Dörner holt einen Stapel Stempelkissen aus dem Schrank. »Die darf ich nicht vergessen«, sagt sie. Anhand der Stempel auf den Laufpässen sieht man, welche Station die Kleinen schon passiert haben. »Das machen wir nicht, um später Preise zu verteilen. Aber wenn sie erst den Laufpass in der Hand haben, ist der Ehrgeiz gleich geweckt.«
Den scheint es auch bei den Eltern zu geben, die sich um das Gelingen des Fests bemühen. »2012 lief das so gut, dass wir uns als Schule nicht mehr viel kümmern mussten«, sagt Natascha Dörner zum Ablauf des Tages. Die Eltern melden sich an und arbeiten dann in Eigenregie. Dass alle Stände auch den ganzen Tag lang besetzt sein müssten, bereite vielleicht hin und wieder noch Probleme, aber auch das würde schließlich funktionieren.
Überhaupt, erzählt die Schulleiterin, könne man sich über das Engagement der Mütter und Väter nicht beschweren. »Vor zwei Wochen haben wir ein Fußballfest veranstaltet mit vielen Stationen, vom Dribbeln bis zum Elfmeterschießen. 30 Eltern haben wir dafür gebraucht. Und obwohl es an einem Vormittag stattfand, war die Bereitschaft groß, uns an diesem Tag zu unterstützen.«
Attraktivität Doch je älter die Kinder werden, desto mehr entfernen sich die Eltern vom Schulalltag, die Bindung geht verloren. »Deshalb müssen wir immer wieder überlegen, wie wir unsere Veranstaltungen attraktiver gestalten können«, erklärt die Schulleiterin. »In der ersten Klasse sind alle noch hoch motiviert, dann lässt es nach.« Was aber auch verständlich sei, besonders bei den Abschlussklassen: Denn was zum Beispiel in der Schulpflegschaft für das kommende Jahr besprochen werde, betreffe dann ihre Kinder gar nicht mehr. Beim Sommerfest schauen die Ehemaligen aber doch noch gerne vorbei. Auch frühere Kollegen werden eingeladen und kommen gern.
Im nächsten Jahr wird auch Natascha Dörner so eine Einladung erhalten, sie verlässt die Schule. »Es ist das letzte Sommerfest, das ich organisiere, aber sicher nicht das letzte, das ich besuche«, sagt sie später auf dem Schulhof bei ihrer Verabschiedung. Eltern und Kinder applaudieren, es gibt Blumensträuße und Geschenke zum Dank.
Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Gemeinde, betont in seiner Ansprache, dass Natascha Dörner ein Teil der Gemeinde und der Schule bleibe und die Tür für sie stets offen sei. Beinahe kommt schwermütige Stimmung auf. Doch beim Sommerfest soll schließlich gefeiert werden. Und so gehen 15 Schülerinnen und Schüler der Tanz-AG in Position, um zu lauter Musik ihre einstudierten Choreografien vorzuführen. Hat da sogar jemand Nebelmaschinen aufgebaut? Nein, es sind die dichten Schwaden der großen Grillstände, die zum Glühen gebracht werden.
Hatikwa Auf der anderen Seite des Schulhofs hat Hatikwa, die Selbsthilfegruppe der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, ihren Stand aufgebaut. Sozialarbeiterin Irina Zelenetska und ihr Team arbeiten mit geistig und körperlich Behinderten. Einige Menschen, die sie betreuen, vergnügen sich ebenfalls auf dem Sommerfest. »In der Gruppe ist es leichter, irgendwo hinzufahren und mitzumachen«, erklärt Zelenetska.
Das Bedürfnis sei groß, die eigenen vier Wände zu verlassen und Neues zu erleben, fährt Zelenetska fort. Deshalb habe man sich im vergangenen Jahr besonders darüber gefreut, dass der Erlös eines kleinen Trödelstandes auf dem Sommerfest an die Gruppe Hatikwa gespendet wurde – damit konnte ein Ausflug finanziert werden. Auch in diesem Jahr ist das geplant. Doch jetzt genießt die Hatikwa-Gruppe erst einmal den Ausflug ins Schulzentrum und den großen Trubel zwischen Hunderten Gemeindemitgliedern.