»Demokratie kann man keiner Gesellschaft aufzwingen, sie ist auch kein Geschenk, das man ein für allemal in Besitz nehmen kann. Sie muss täglich erkämpft und verteidigt werden.« Die Worte des 1992 verstorbenen Zentralratsvorsitzenden Heinz Galinski stellen die Kölner ihrer Wahl zur Gemeindevertretung am 29. Mai voran.
Denn wieder einmal ist sie spannend und konfliktreich. 16 Männer und vier Frauen bewerben sich um die 15 Plätze in der Gemeindevertretung. Nur drei von ihnen treten zum ersten Mal an: Juri Bergrin, George Osterer und Yinon Shemaryahu. Alle anderen sind oder waren schon einmal in dem Gremium aktiv, das aus seiner Mitte auch den zur Zeit dreiköpfigen Vorstand der Gemeinde wählt.
Wahlwerbung Die Vorstandsmitglieder Ronald Graetz, Abraham Lehrer und Michael Rado stehen auch wieder zur Wahl in die Vertretung bereit. Alle drei gehören nicht zu der Liste »Neue Kompetenz«, in der sich die Opposition zusammengefunden hat. Ihre Kandidaten bewerben ihre Liste nicht nur offensiv in ihren Vorstellungen, die in einem Sonderheft zur Wahl zu sehen sind, sondern sind ebenfalls mit einer eigenen Internetseite präsent. Unter www.sgk2011.de stellen sie ihr Programm vor.
Mehr Transparenz und ein stärkeres soziales Engagement der Gemeinde stehen im Zentrum der Forderungen, die sich jedoch kaum von denen der anderen Kandidaten unterscheiden, die allerdings in ihren Bewerbungen auf die oft jahrelange Erfahrung in der Leitung der Gemeinde verweisen.
unter einem Dach In der Lokalpresse war der amtierende Vorstand im Vorfeld der Wahl massiv kritisiert worden. Miguel Freund warf im Kölner Stadtanzeiger dem Vorstand Intransparenz und ein undurchsichtiges finanzielles Gebaren vor, was dieser weit von sich wies. Streit zwischen den beiden Lagern gibt es auch über die Ausrichtung der Gemeinde. Die Opposition will die Synagogengemeinde zu einer orthodoxen Einheitsgemeinde entwickeln, unter deren Dach alle Kölner Juden ein Zuhause finden.
Der Vorstand verweist darauf, dass die orthodoxe Chabad-Gemeinde bereits vor längerer Zeit integriert worden sei und es mit der liberalen LaMassoret-Gemeinde Verhandlungen gebe. Bereits bei der vergangenen Wahl der Kölner Gemeindevertretung hatte es Unstimmigkeiten gegeben. Damals hatte das Schiedsgericht des Zentralrats der Juden in Deutschland Neuwahlen angeordnet. Es folgte seinerzeit dem Einspruch des Gemeindemitglieds Alex Shnaider, der die Wahl aus dem Jahr 2006 angefochten hatte und auch bei der diesjährigen Wahl wieder kandidiert.
Die Wahl zur neuen Gemeindevertretung wird am Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr im Gemeindesaal an der Roonstraße stattfinden. Wählen dürfen Gemeindemitglieder, die 18 Jahre alt sind und seit sechs Monaten in den Listen der Synagogen-Gemeinde geführt werden.