Man sagt, die Welt ruhe auf drei Säulen: Tora, Gebet und Zedaka. Aus der Wohltätigkeit hat der Jüdische Frauenverein Ruth seinen eigenen Dreiklang entwickelt. Hauptaufgaben sind das Akquirieren neuer Mitglieder und damit möglichst viele Spenden, um diese an Bedürftige weiterzugeben. Diese Verpflichtung nimmt der Verein unter Leitung seines siebenköpfigen Vorstandes sehr ernst. Das wurde aus dem Tätigkeitsbericht deutlich, den Sprecherin Hanna Feiereisen auf der Mitgliederversammlung jüngst im Jüdischen Gemeindezentrum am Jakobsplatz vortrug.
Jeden Dienstagnachmittag zwischen 15 und 17 Uhr können hilfsbedürftige Gemeindemitglieder in der Sprechstunde in der Reichenbachstraße 27 ihre Sorgen und Nöte vortragen. Dort, im Rückgebäude, herrscht die notwendige Diskretion, denn Armut ist oft schambesetzt. In erster Linie geht es um finanzielle Hilfen, notwendige Anschaffungen wie Medikamente, Brillen oder Mobiliar.
Aber auch Beratung beim Umgang mit Behörden und Krankenbesuche – wenn der Verein informiert wird – stehen auf dem Programm. Ein neues Projekt ist die Ausgabe von Essensgutscheinen für einen Mittagslunch im Restaurant Einstein. Damit ist für hochwertige koschere Verpflegung gesorgt, und einsame Bedürftige, die sich nicht einmal einen Caféhausbesuch leisten können, kommen unter Leute. Daneben sind Besuche im Saul-Eisenberg-Seniorenheim und die Übergabe von Geburtstagsgeschenken seit jeher eine Selbstverständlichkeit.
Engagement IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch, die einst selbst über intensives soziales Engagement in die Gemeindepolitik kam, dankte dem Vorstand spürbar bewegt: »Was Sie in Tagen, Wochen, Monaten, Jahren – ohne große Worte – den Menschen an Hilfe zukommen lassen, verdient größten Dank. Ihre Arbeit ist in der Öffentlichkeit nicht zu sehen, aber zu spüren. Ich weiß, es wird mit Herz geholfen!« In dieses Lob schloss Knobloch die langjährigen Mitglieder Rosa Wasserstein und Brigita Zajdman ausdrücklich ein.
Helene Muallem gab im Rahmen ihres Finanzberichts einen Rückblick auf die Jahre 2013 bis 2016. Der Verein könne seiner wohltätigen Arbeit durch drei Quellen nachgehen – durch IKG-Zuschüsse, Mitgliedsbeiträge und Spenden. Allein im Jahr 2016 wurde im Rahmen von drei Familienfesten ausdrücklich um Spenden für den Jüdischen Frauenverein Ruth gebeten. Statt kostspieliger Geschenke nahmen die Initiatorinnen das gute Gefühl mit, ihre Simche mit der wichtigen Mizwe der Zedaka zu verbinden.
Nach solch überzeugenden Vorträgen war die Entlastung des bisherigen Vorstandes, bestehend aus Marianna Braun, Tonia Braun, Hanna Feiereisen, Helene Muallem, Feli Schipper, Tova Schvarcz und Brigita Zaidman, reine Formsache. Da alle bereit waren, ihre vorbildliche Arbeit fortzusetzen, erfolgte die Wiederwahl der erfolgreichen Sieben per Akklamation.