Warmherzig und wehmütig, gleichzeitig fröhlich und lustig war die Abschiedsfeier, die das Kollegium der I. E. Lichtigfeld-Schule ihrem scheidenden Konrektor, Rafael Luwisch, Ende vergangener Woche bereitet hat. Nach 15 Jahren als stellvertretender Schulleiter hatte er sich dabei eine Menge anzuhören – freilich nur Gutes. »Er hat immer zu mir gestanden, wenn ich Mist gebaut habe«, lobte ihn ein Schüler. Er sei humorvoll, kreativ, sensibel, ein toller Lehrer, ein Problemlöser, ein Alleswisser, steter Helfer und ein Quell an Ersatzbrillen jeglicher Dioptrien-Stärken – so beschrieben ihn Kollegen und Schüler in kurzen Statements, die als Film in der Aula des Philanthropins gezeigt wurden.
Zu Luwischs Ehren waren alle gekommen: die Lehrer der Lichtigfeld-Schule, die ehemalige Schulleiterin Alexa Brum, Ex-Kollegen aus anderen Schulen, der amtierende Schuldezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, Beni Bloch, und sein Vorgänger Dieter Graumann, der Luwisch eingestellt hatte. Voll des Lobes für ihren scheidenden Kollegen war auch Schulleiterin Noga Hartmann, die – unter Brums Mithilfe – hervorhob, was Luwisch alles für die Schule geleistet hat. So habe er sich etwa um die Medienarbeit gekümmert – die Schule verdanke ihm sowohl ihre Website als auch den Newsletter –, er sei ein passionierter Lehrer für Deutsch, Mathematik und Kunst gewesen und habe initiiert, dass die Neuntklässler jeweils zum Abschluss ihrer Lichtigfeld-Zeit nach Israel reisen können. Luwisch habe Impulse für eine Corporate Identity der Schule gegeben, sei aber gelegentlich durchaus stur gewesen. Aber das habe schon seinen Grund gehabt: Er sei eben mit ganzem Herzen für die Schule tätig gewesen, sagt Hartmann.
Geburtsurkunde Warum Luwisch besonders am Philanthropin hängt, wusste Bloch in seiner Ansprache zu berichten: Als Neunjähriger kam der in Israel geborene Rafael mit seinen Eltern in deren alte Heimat, nach Deutschland zurück. Als sie zur Beglaubigung von Luwischs Geburtsurkunde in ein großes Gebäude gingen, stürmte der Vater plötzlich die Treppe hoch, riss eine Tür auf und rief: »Das ist mein altes Klassenzimmer!«
Das Verwaltungsgebäude war das Philanthropin, die heutige Lichtigfeld-Schule. »Für mich war das besonders beeindruckend, weil mein Vater mir bis dato noch nie auch nur das Kleinste aus seiner Kindheit erzählt hatte«, blickte Luwisch in seiner Dankesrede zurück. Mittlerweile hat er auch die beglaubigte Geburtsurkunde genauer unter die Lupe genommen und entdeckt, dass sie von Rabbiner Lichtigfeld unterzeichnet worden war. »Ich war mir immer sicher, dass dies hier der Ort ist, wo ich hingehöre, dass dieser Weg für mich bestimmt war«, sagte Luwisch.
Für Luwischs Zukunft als Pensionär hatte die Dezernentin vom Staatlichen Schulamt, Pia Kersten, bereits eine Idee: »Sie haben mit dem Deutschunterricht als Fremdsprache begonnen. Genau das ist heute wieder gefragt. Wenn Sie vielleicht in den Unruhestand wollen ...«
Luwischs Nachfolger, Klaus Hartenfeller, hat sein Amt bereits angetreten. Er wird mit vorantreiben und umsetzen, was sein Vorgänger mit Herzblut gefördert hat: Die Lichtigfeld-Schule zu einem Gymnasium mit Oberstufe bis zum Abitur auszubauen.