»Hamburg hat Arie Goral viel zu verdanken. Er war ein streitbarer jüdischer Intellektueller, und ohne ihn gäbe es auf dem Rathausmarkt kein Heinrich-Heine-Denkmal«, würdigte Hamburgs Kulturstaatsrätin Jana Schiedek den Künstler zu seinem 110. Geburtstag. Aus diesem Anlass widmete ihm die Hansestadt jetzt auch einen Arie-Goral-Platz mitten im Grindelviertel.
»Der Arie-Goral-Platz soll uns jeden Tag daran erinnern, dass wir gefordert sind, jedem Anflug von Antisemitismus und Rechtsextremismus die Stirn zu bieten«, sagte die Kulturstaatsrätin.
»Ich kenne Arie Goral seit meiner frühen Kindheit in Israel, unsere Väter waren schon in Hamburg vor der Schoa befreundet, saßen oft gemeinsam vor der Synagoge am Bornplatz und trafen sich im Intellektuellen-Café Timpe. Für mich war Arie Goral ein Wegbereiter«, sagte Michael K. Nathan.
Rechovot Er habe ihm 1948 im Kindermalstudio in Rechovot gezeigt, was Kunst ist, und ihm seine Friedensliebe vermittelt. Deshalb sei er dem Senat dankbar, dass er so schnell zustimmte, den Kreisel im Grindelviertel Arie-Goral-Platz zu nennen.
Goral war Maler, Dichter, Publizist und Friedensaktivist. Er wurde als Walter Lovis Sternheim am 16. Oktober 1909 in Rheda in Nordrhein-Westfalen geboren und wuchs in Hamburg-Hamm auf. Sein Onkel war der Hamburger Senator Max Mendel.
Arie Goral flüchtete vor den Nazis über Frankreich nach Palästina und ließ sich in einem Kibbuz nieder.
Nach der Machtübernahme der Nazis gelang Arie Goral die Flucht über Frankreich nach Palästina, wo er in einem Kibbuz arbeitete und in Rechovot eine Malschule für Kinder leitete. In Jerusalem war er mit Martin Buber und Else Lasker-Schüler befreundet.
Der Schriftsteller Erich Kästner war von seiner Malerei begeistert und holte sie für eine Ausstellung nach München und dann nach Hamburg. Die Ausstellung wurde ein großer Erfolg, Arie Goral, der seine Heimatstadt nur kurz besuchen wollte, blieb an der Elbe und kehrte nie wieder nach Israel zurück.
Friedenserziehung Fortan sah Goral seine Aufgabe vor allem darin, Kinder und Jugendliche zum Frieden zu erziehen. Er gestaltete das kulturelle und politische Leben Hamburgs mit und gilt heute als Mitinitiator der Bewegung, im Nachkriegsdeutschland die alten Nazis zu enttarnen und sich gegen sie zu wehren.
Michael Heimann, stellvertretender Vorsitzender des Beirats der Jüdischen Gemeinde Hamburg, lobte den Senat: »Es ist für uns eine Erleichterung, zu sehen, dass viele Hamburgerinnen und Hamburger den Antisemitismus nicht teilen, und dass Plätze und Straßen nach Juden benannt werden. Wir gehören zu Deutschland, und wir werden immer zu Deutschland gehören.« Arie Goral starb am 23. April 1996 in Hamburg.