Sukkot hat auch in diesem Jahr wieder Menschen aller Generationen zum Lernen, Feiern, zu Gesprächen und besonderen Momenten zusammengebracht. Einer der Höhepunkte des Fests in Bayern war die gemeinsame Veranstaltung von Israelitischer Kultusgemeinde und Keren Kayemeth LeIsrael (KKL) im Gemeindezentrum unter dem Motto »Sukkot in den Sternen«.
Dieses Event wurde mitgestaltet vom Jugendzentrum Neshama, Torah MiTzion und dem Unternehmen Bresser. Letzteres hatte ein mobiles Planetarium beigesteuert, in dem der Sternenhimmel in einer Projektion ganz nah rückte und ohne störende Großstadtlichter erlebt werden konnte.
kreativ Auf der Terrasse des Gemeindehauses war eine Sukka errichtet worden, in der sich die Gemeindemitglieder trafen. Besonders am fünften Tag von Sukkot ging es hier hoch her. Für geistige Nahrung war dabei ebenso gesorgt wie für koscheres Essen aus dem Restaurant Einstein. Verschiedene Referenten erklärten Geschichte und Bedeutung von Sukkot auf Deutsch und Russisch.
So erläuterte zum Beispiel Ittai J. Tamari vom Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur der Ludwig-Maximilians-Universität München, wie das rabbinische Judentum die in der Bibel dokumentierten göttlichen Gebote und die alten Bräuche ohne Tempel und Opfermöglichkeiten kreativ interpretieren musste.
Zur Gestaltung der Sukka hatten auch die Mädchen und Jungen aus der Sinai-Grundschule mit kleinen Kunstwerken beigetragen. In der Schulaula konnten die Kinder gemeinsam mit Torah MiTzion im Rahmen eines eigenen Kinderprogramms mit Schnitzeljagd auch einen jüdischen Kalender basteln. Am sechsten und siebten Tag von Sukkot erhielten sie bei gemeinsamen Klassenbesuchen in der Sukka weitere Informationen über das Laubhüttenfest. Für die Größeren hatte das Jugendzentrum Neshama in seinen Räumen ein eigenes Programm vorbereitet.
Wüste Besonders faszinierend war für alle Besucher der erwähnte künstliche Sternenhimmel im Hubert-Burda-Saal. Immer wieder drängten sich Kinder wie Erwachsene in das große Kunststoffgehäuse, um die Illusion des Sternenhimmels zu erleben, wie er sich einst den Kindern Israels während der Wanderung durch die Wüste präsentiert hat.
Dabei hatten die Besucher einen besonders fachkundigen Begleiter an ihrer Seite, den Astrophysiker Gernot Meiser. Er erzählte ihnen Wissenswertes über den Sternenhimmel. Er zeigte, wie man den Polarstern ausfindig macht, wie sich damit überall auf der Welt der eigene Standort bestimmen lässt, und führte die Gemeindemitglieder auf eine Reise durch das Universum. Wieder »zurück« aus dem All schlug der Referent dann auch den Bogen zur Arbeit des Jüdischen Nationalfonds KKL, der in Israel unter anderem Umweltprojekte initiiert und für die Aufforstung des Waldbestandes zuständig ist.
Engagiert hat sich der jüdische Nationalfonds KKL seit nunmehr 113 Jahren auch auf einem der anerkannt schönsten Fernwanderwege der Welt, dem Israel National Trail. Über diese Tour berichtete der Künstler und Autor Christian Seebauer, der über seine Wanderung im Frühjahr unter der Sonne und den Sternen Israels in Kürze ein Buch veröffentlicht. Ganz wesentlich bei seinem Projekt geholfen hat ihm Präsidentin Charlotte Knobloch, die vor seinem Reiseantritt in einem persönlichen Gespräch zahlreiche seiner Fragen über Israel und jüdisches Leben beantwortet hatte.
Warmherzigkeit Denn Seebauer wollte bei dieser Wanderung nicht nur die Schönheiten des Landes entdecken, sondern »als Deutscher aus Dachau auch einen ganz besonderen Kontakt zu den Menschen in Israel suchen«. Das gelang, wie er weiter berichtete: »Die Israelis haben mich mit ihren Geschichten und ihrer Warmherzigkeit sehr berührt. Ich konnte Land und Leute von einer ganz besonderen Seite erleben.«
Dass der Sternenhimmel eine Orientierung nicht nur über die Himmelsrichtungen ermöglicht, erklärte Gemeinderabbiner Israel Meir Levinger in seinem Vortrag »Rabbinische Aspekte des Jüdischen Kalenders«. Dabei sei die Rotation von Sonne, Mond und Erde wichtig, erklärte der Rabbiner.
So gibt es Mondjahre und Sonnenjahre, und die Tatsache, dass das Pessachfest immer im Frühling stattfinden muss, Schabbat immer am Freitagabend beginnt und Rosch Haschana nie auf die Wochentage Mittwoch, Freitag und Sonntag fallen darf, dominiere ebenfalls die Terminierung von Tagen und Monaten, so Levinger. Ausgleichsmonate und zum Teil variable Monatslängen sorgten für ein Auffangen entstandener Unregelmäßigkeiten.
vorträge Wer sich darüber informieren wollte, was die jüdische Religion zur Astronomie sagt, der konnte dies im Rahmen von »Sukkot in den Sternen« auch bei einem Vortrag des Leiters des religiösen Erziehungswesens, Marcus Schroll, im IKG-Gemeindezentrum tun. Er sprach unter anderem über Themen wie »Die Bestimmung der Aufgaben von Sonne und Mond in der Schöpfungsgeschichte« und »Abraham als erster Astronom«.
Doch nicht nur am Jakobsplatz wurde Sukkot gefeiert. Eine schön gestaltete Sukka stand auch im Saul-Eisenberg-Seniorenheim. Die Bewohner selbst hatten engagiert beim Schmücken geholfen. Sie waren begeistert dabei, als die Rabbiner Bergauz und Langnas mit ihnen das Fest feierten. Ganz besonders freuten sich die älteren Menschen, dass sich Präsidentin Charlotte Knobloch zu diesem Fest viel Zeit für sie genommen hatte.