Heimat im Sinne eines aufgeklärten Patriotismus zu verstehen, forderte Charlotte Knobloch als Gastrednerin bei der Vollversammlung des Bayerischen Bezirketags in der vergangenen Woche. Das Treffen stand diesmal unter dem Motto »Vom Wert der Heimat«.
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern sprach in diesem Zusammenhang von der alternativlosen Notwendigkeit, Freiheit und Frieden als Eckpfeiler zu verteidigen.
Tendenzen Dies sei Voraussetzung, um sich gegen jedwede Nationalismen und radikale und rechtsextremistische Tendenzen mit Entschiedenheit wehren zu können, erklärte Charlotte Knobloch.
Vor den Delegierten des Bayerischen Bezirketags nahm die vielleicht bekannteste Repräsentatin der Juden in Deutschland auch Bezug auf ihre Kindheit und ihre Erinnerung an die erlebten Greuel des Nationalsozialismus. Heute, sagte Charlotte Knobloch, fühle sie sich angesichts des erneut aufkommenden Antisemitismus zuweilen wie damals. Es gelte, sich dieser Entwicklung entschieden entgegenzustellen.
Appell Diesen Appell richtete Knobloch speziell an die junge Generation, die den Anbiederungen »extremistischer Rattenfänger«, vor allem im Internet, nicht erliegen sollten. Bayern, Deutschland und Europa seien liebenswert wie die damit verbundenen Werte und müssten auch mutig verteidigt werden.
Sie sei 1945 bewusst im »Land der Täter« geblieben und habe es nicht bereut, sagt Charlotte Knobloch.
Knobloch selbst ist nach 1945 im »Land der Täter« geblieben und hat das nie bereut. »München und Bayern sind meine liebgewordene Heimat«, betonte sie.
Zugleich sei sie stolz darauf, dass es wieder ein so intaktes jüdisches Leben gebe. Daraus resultiert ihrer Überzeugung zufolge auch der Auftrag, den Begriff Heimat immer wieder positiv zu besetzen.
Impuls Der Präsident des Bezirketags, Franz Löffler, bezeichnete die Rede von Charlotte Knobloch als ermutigend und zugleich nachdenklich. Er sei stolz darauf, dass die IKG-Präsidentin der Vollversammlung dadurch einen besonderen und bleibenden Impuls gegeben habe.
Das sahen offensichtlich auch die Delegierten so, von denen sie als Zeichen der Wertschätzung lang anhaltenden Applaus bekam.
Die Vollversammlung verabschiedete auch einen Beschluss zum Heimatbegriff. »Unser Positionspapier hat die Funktion eines Leitbildes und soll die Grundlage sein für weitere politische Diskussionen des Heimatbegriffs und künftig bei Grundsatzfragen unserer regionalen Kulturarbeit und Heimatpflege herangezogen werden«, erläuterte Bezirkstagspräsident Löffler den Hintergrund.
Seinen Worten zufolge ist Heimat kein Synonym für Nationalismus und Egoismus, sondern steht für »Gemeinschaftssinn, Solidarität und eine Kultur des Zusammenlebens, die von Weltoffenheit, Toleranz und gegenseitigem Respekt geprägt ist«.