Der 5. September 1972 bleibt in München ebenso unvergessen wie in Israel und in der gesamten Welt des Sports. Damals überfielen acht palästinensische Terroristen der Gruppe »Schwarzer September« im olympischen Dorf das Quartier der israelischen Sportler.
Im Verlauf der Geiselnahme und der missglückten Befreiungsaktion auf dem Militärflughafen Fürstenfeldbruck kamen elf der überfallenen Israelis und ein Münchner Polizeibeamter ums Leben. Nach einer Trauerfeier am 6. September wurden die Spiele fortgesetzt. Die israelischen Sportler flogen am folgenden Tag nach Israel zurück – zusammen mit den Särgen ihrer ermordeten Teamkollegen.
Von den Überlebenden nahm allerdings kaum jemand Notiz. Die Reihe »Geschichten, die das Leben schreibt« des Abo-Fernsehsenders »The Biography Channel« hat ihnen nun die Dokumentation Der elfte Tag – Die Überlebenden von München 1972 gewidmet. Anlässlich des 40.
Jahrestags der Anschläge hat Emanuel Rotstein als Direktor der Eigenproduktionen des Senders sieben israelische Sportler für die Dreharbeiten erstmals wieder nach München gebracht. Der Film mit ihren Geschichten wird im Juli ausgestrahlt.
Zeit und Raum Ende Februar war auf dem Olympiagelände bereits Gelegenheit, die Sportler zu befragen. Mit dabei waren Oberbürgermeister Christian Ude, der israelische Generalkonsul Tibor Shalev Schlosser und der Vizepräsident der IKG sowie Präsident von Makkabi Deutschland, Peter Guttmann.
»Wir geben den überlebenden Sportlern Zeit und Raum, ihre persönliche Geschichte zu erzählen«, erklärt Produzent Rotstein. Die sieben Überlebenden – Dan Alon, Henry Hershkovitz, Shaul Paul Ladany, Avraham Melamed, Zelig Shtorch, Gad Tsabary und Yehuda Weinstain – hatten nach ihrer Rückkehr nach Israel auch mit Vorwürfen zu kämpfen. »Ich bin froh, dass ich überlebt habe und fühle mich nicht schuldig«, sagt Avraham Melamed.
»40 Jahre lang hat uns keiner gefragt« erzählt der Sportschütze Zelig Shtorch. »Es ist das erste Mal, dass wir unsere Geschichte öffentlich erzählen.« Fechter Dan Alon überlebte, hat aber seither kein Florett mehr in die Hand genommen. Für Yehuda Weinstain war der Einlauf ins Stadion der schönste Tag seines Lebens gewesen, dem nur wenige Tage später der schlimmste folgen sollte. Und doch fand er es schon damals in Ordnung, dass die Spiele weitergingen. Denn dem Terror dürfe man nicht nachgeben.
Viele hatten die Erinnerung verdrängt, einige der Sportler waren nach 40 Jahren zum ersten Mal wieder in München. Sie fanden herzliche Aufnahme – auch durch Präsidentin Charlotte Knobloch bei einem Abendessen im koscheren Restaurant der IKG.