Düsseldorf

»Das bringt die Kinder nach vorn«

Zwei Schüler bei der Generalprobe Foto: Madlen Posselt

Die Begeisterung der Kinder aus der Klasse 4 der Düsseldorfer Yitzhak-Rabin-Schule für künstlerische Bühnenprojekte kommt nicht von ungefähr. Sie hat eine Vorgeschichte, denn bereits im vergangenen Jahr sammelten einige von ihnen mit dem Tanzprojekt »Hey! Ja? – Ich tanz’ auf Dich zu. Und Du?« erste Bühnenerfahrungen. Das Stück, das die Buchvorlage von Chris Raschka tänzerisch in Szene setzte, animierte das Publikum aus Mitschülern, Eltern und Lehrerkollegium zu enthusiastischem Applaus.

Zum Abschluss der Grundschulzeit geht es deshalb an diesem Donnerstag, 5. Juli, 10 Uhr, erneut auf die Bühne der Johannes-Rau-Halle. Zur Uraufführung des Stücks Jonas und der Fisch, einer abwechslungsreichen Mischung aus verschiedenen Theater- und Tanzelementen sowie viel Musik, werden auch Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky und Ruth Rubinstein vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf erwartet.

Nervosität Die Generalprobe verläuft ziemlich genau so, wie man es von einer Generalprobe, an die sich eine erfolgreiche Uraufführung anschließen soll, erwartet: mit einigen kleinen Fehlern und viel Nervosität. Insbesondere was Details des Bühnen-Outfits mit schwarzer Basiskleidung und unterschiedlich farbigen Tuniken angeht, sieht sich Klassenlehrerin Madlen Posselt zu einigen Korrekturen veranlasst. Freundlich, aber bestimmt erklärt sie, dass lustige Ringelsöckchen oder auffällige Markenlogos an den Sportschuhen kaum in das biblische Szenario passen.

Dann geht der Vorhang auf, und zu dramatischer Musik erzeugen Mädchen in der Rolle von Meerjungfrauen mit langen blauen Bändern heftige Meereswogen. Fast alle der insgesamt 32 Kinder sind daran beteiligt, das gotteslästerliche Treiben in Ninive darzustellen.

Aufregende Sturmszenen, in denen der Wellengang die Mannschaft von Backbord nach Steuerbord und wieder zurück taumeln lässt, Jonas, der seine Schuld für den drohenden Schiffbruch eingesteht, sein Verschlungenwerden durch den Fisch – das Stück enthält nicht nur viele Spannungsmomente, sondern stellt auch die unterschiedlichsten Gefühlslagen zwischen Zuversicht und Zweifel für Kinder nachvollziehbar dar.

Anmut »Es blitzt und es donnert, schau ich auf, seh’ ich den Regenbogen«, singen alle Kinder und beweisen mit dem Lied freudiges Gottvertrauen. Es gibt aber auch ganz besinnliche Momente, wenn beispielsweise eine Tänzerin mit berührender Anmut das Wachsen des Wunderbaums vor Jonas’ Hütte darstellt.

»Für die Kinder ist die Geschichte fesselnd, sie können sehr wohl den Unterschied zwischen Mythos und Realität erkennen sowie die biblische Grundaussage von Sünde und Freude über Vergebung erfassen«, sagt Madlen Posselt. »Meine Hilfe, sie kommt von Gott, er hat erschaffen den Himmel und die Erde«, singen die Kinder zum Finale, aber trotz des Happy Ends geht die göttliche Botschaft der Geschichte ebenso wenig unter wie das Schiff, mit dem Jonas zuvor unterwegs war.

Die dramaturgische Basis des Stücks wurde von Jonathan Grünfeld, Religionslehrer an der Schule, gemeinsam mit dem jüdischen Team unter Zuhilfenahme mehrerer literarischer Jonas-Vorlagen entwickelt.

Anspruchsvoll Leda Iwanowa hat sich dann mit den Kindern die Umsetzung für die Bühne vorgenommen. Über 50 Projekte dieser Art hat die freie Theaterpädagogin am Kinder- und Jugendtheater des Düsseldorfer Schauspielhauses bereits betreut. Sie ist voller Lob für das Engagement der Kinder, die von Beginn an mit Begeisterung bei der Sache waren. »Das Abschlussprojekt der vierten Klasse ist unglaublich anspruchsvoll und fordert Sprache und gemeinsames Tun, choreografisches Verständnis, Musikalität sowie die Fähigkeit, sich zu präsentieren«, erklärt Iwanowa. »Das bringt die Kinder nach vorn.«

Madlen Posselt lobt auch die engagierte Unterstützung durch die Schulpraktikantin Miriam Tenzer: »Gerade musikalisch hatte sie tolle Ideen. Nicht alles kommt von einer CD, vier Kinder begleiten das Theatergeschehen mit dem Keyboard oder auf der Gitarre«, erläutert Posselt.

Frankfurt/Main

»Mein Herz blutet«

In Israel herrsche »Balagan«, Chaos, sagt Chaim Sharvit. Er steht hier denen zur Seite, die zum ersten Jahrestag des 7. Oktober dunkle Gedanken haben. Ein Besuch in Deutschlands größtem jüdischen Altenheim in Frankfurt

von Leticia Witte  14.10.2024

Gedenkveranstaltung

Steinmeier: Wer überlebt hat, trägt schwer an der Last

Fünf Jahre nach dem rechtsextremen Anschlag besucht Bundespräsident Steinmeier die Tatorte.

 09.10.2024

Frankfurt

Graumann und Grünbaum zur Doppelspitze in der Frankfurter Gemeinde gewählt

Den Vorstand vervollständigen Rachel Heuberger, Daniel Korn und Boris Milgram

von Christine Schmitt  09.10.2024

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024

Frankfurt

Dinner mit den »Zweiflers«

Die Jüdischen Filmtage überzeugen durch ein breites Spektrum an Angeboten

von Johanna Weiß  30.08.2024