München

Das Beste beider Welten

Stimmgewaltig: Kantor Joshua Nelson Foto: Marina Maisel

Kosher Gospel» nennt Kantor Joshua Nelson den Musikstil, den er maßgeblich mitentwickelt und geprägt hat. Im Jüdischen Gemeindezentrum am Jakobsplatz begeisterte der Amerikaner vergangenen Montag mit seiner Musik mehr als 200 Fans, die sich nach dem zweistündigen Auftritt einig waren, ein außergewöhnliches Konzert erlebt zu haben. Für nicht weniger als fünf Zugaben kam der Musiker angesichts des nicht enden wollenden stürmischen Applauses der Besucher zurück auf die Bühne.

Beim ersten Hören klingt «Kosher Gospel» danach, als würden hier zwei musikalische und kulturelle Welten mit Vehemenz aufeinanderprallen. Nelson schafft es jedoch, aus beidem eine so authentische wie inspirierende Symbiose zu schaffen. Ihm gelingt die fast unmöglich erscheinende Paarung traditioneller jüdischer Liturgie mit den gefühlsstarken Vokalsolos afroamerikanischer Gospelsongs. Fälschlicherweise wird diese bis heute oft ausschließlich mit afroamerikanisch-christlichen Riten in Verbindung gebracht. Tatsächlich aber entstanden die Gesänge bereits lange Zeit vor der Christianisierung Westafrikas.

Initialzündung Die Plattensammlung seiner Großeltern war es, die bei Joshua Nelson eine Initialzündung auslöste. Acht Jahre war er alt, als er auf eine Aufnahme von Mahalia Jackson stieß, der «Queen of Gospel», wie sie genannt wurde. Von da an war seine Begeisterung für den Musikstil nicht mehr zu bremsen, und er stieg selbst auf die Bühne. Bereits als Teenager und junger Erwachsener wurde er als Gospelsänger weit über die Grenzen seiner Heimat Brooklyn hinaus bekannt und galt bald als musikalischer Erbe von Mahalia Jackson.

Eine grundlegende Erweiterung seines musikalischen Horizonts erfuhr Nelson bei einem langen Aufenthalt in Israel. Da er traditionell jüdisch erzogen worden war, arbeitete er zunächst in einem Kibbuz. Im anschließenden Studium an der Hebräischen Universität Jerusalem lernte er, alte Traditionen mit neuen Erkenntnissen zu verknüpfen. Nach seiner Rückkehr in die USA setzte er die Kombination liturgischen Gesangs mit afrikanischen Gesängen perfekt um. Kosher Gospel war geboren.

So wie Shlomo Carlebach den Folksong mit der chassidischen Tradition verband, so tut dies Joshua Nelson seither mit klassischem Chasanut und Gospel. Sein Stellenwert in der Musikszene ist auch daran zu erkennen, dass er mit Musiklegenden wie Aretha Franklin, Dizzy Gillespie und The Klezmatics zusammenarbeitete.

Frankfurt/Main

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