Feiertage

Cowboy oder Königin Esther

Verkleiden macht Spaß – zum Fasching und zu Purim Foto: Maisel

Was haben Karneval und Fasnacht mit dem jüdischen Purim-Fest gemeinsam? Dieser Frage ging Rabbiner Steven E. Langnas beim Frauen-Schiur am Faschingssonntag nach. Auf den ersten Blick gibt es so manche Gemeinsamkeit: Kostüme, Ausgelassenheit, Essen, Trinken und Feiern.

Der Blick in die Geschichte bringt aber schnell Unterschiede hervor. Mit Purim wird die Rettung des jüdischen Volkes gefeiert. Als Ursprung von Karneval führte Rabbiner Langnas die römischen Saturnalia an, ein mehrtägiges Fest, das dazu beitragen sollte, von einem sorgenvollen Alltag abzulenken. Die christliche Kirche habe dieses Fest dann adaptiert. Der neue Zeitpunkt – nicht mehr vor der Wintersonnenwende, sondern vor der Fastenzeit – gab auch in diesem Teil der Bevölkerung noch einmal Gelegenheit, ausgelassen zu feiern, bevor die mehrwöchiger Enthaltsamkeit begann.

Parallelen Für die Zeit zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert fand Rabbiner Langnas noch einige Quellen, die zeigten, dass bei der Ausgestaltung des Festes in dieser Zeit durchaus Parallelen zwischen Fasching und Purim zu beobachten sind: Er nannte gemeinsames Tanzen von Mann und Frau, wie das auf einem Amsterdamer Stich zu sehen sei, oder Purim- oder Fasnachtspiele.

Und doch gibt es einen gravierenden Unterschied, betonte Steven E. Langnas: Der halbe Tag des Purim-Festes gehöre Gott, habe schon Maimonides gesagt. Freude und Feiern seien eine Mizwe dieses Tages, doch es gibt noch weitere Mizwot: Lernen, die Megillat Esther lesen und Geschenke machen – auch und gerade an Bedürftige.

Der aus den Vereinigten Staaten stammende Rabbiner erinnerte sich an eine Frau, die zu Thanksgiving nicht nur einen Truthahn für die eigene Familie zubereitet hat, sondern mehrere. Sie packte alles portionsgerecht ein und verteilte die Päckchen mit dem traditionellen Festtagsessen an Obdachlose in New York. In diesem Handeln sah Steven E. Langnas eine Brücke zum Wesen des jüdischen Purim-Festes: Zum Feiern und zur eigenen Freude komme die Zedeka, die Wohltätigkeit, hinzu.

Wunder Das Resumee von Raw Langnas: Es gibt Elemente, die Fasching und Purim gemeinsam haben. Doch an Purim wird nicht gefeiert, um dem Alltag zu entrinnen. Purim ist ein Feiertag, bei dem an das Wunder der Rettung erinnert wird. Deshalb gehört auch das Lesen der Megillat zu den ganz wichtigen Bestandteilen dieses Tages.

Das Feiern, das gemeinsame Erleben von Freude, in Geschenken ebenso wie beim gemeinsamen Essen – all das erleben die Gemeindemitglieder bei verschiedenen Veranstaltungen in der Gemeinde und bei einzelnen Organisationen und Einrichtungen, vom Kindergarten bis zum Seniorenheim. Das Lesen des Buches Esther hat dabei überall seinen festen Platz.

Eine Simche voll Heiterkeit und Freude wünschte Rabbiner Langnas deshalb schon an diesem Abend allen Teilnehmerinnen. Für die kulinarische Einstimmung hatte Ellen Presser vom Kulturzentrum mit einer Kostprobe der traditio- nellen Haman-Taschen aus dem Gemeinderestaurant gesorgt.

Vormerken sollten sich alle das gemeinsame Purim-Fest der Kultusgemeinde mit Rabbinat, Jugendzentrum Neshama, TSV Maccabi, Studentenverband VJSB, der ZJD und des Cub Simcha am Jakobsplatz. Um 19.30 Uhr am 19. März wird in der Synagoge Ohel Jakob die Megillat Esther gelesen, dann beginnt die große Party im Gemeindezentrum mit Spaß, Musik und einem Kostümwettbewerb.

Frankfurt/Main

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