Nicht weit vom Kölner Stadtzentrum befindet sich das ehrwürdige und monumentale Hotel im Wasserturm. Hier lauschten vergangene Woche 15 Zuhörer dem Referenten Boris Aaron Rothe. Der ist Rechtsanwalt, spezialisiert auf Film- und TV-Recht sowie Urheber- und Wettbewerbsrecht. Als Lehrbeauftragter an der Fachhochschule Köln kennt er die theoretische Seite, als Anwalt vieler prominenter Sportler, Schauspieler und Politiker aber auch die praktischen Aspekte des Rechts.
Erfahrungsaustausch Während noch weitere Interessierte dazustoßen, begrüßt Gastgeberin Chana Bennett die Gäste mit Cocktails. Schon zum zweiten Mal organisiert die 44-Jährige dieses »After-Work-Treffen«. Jeden Monat möchte die neue Eventmanagerin der Jüdischen Gemeinde Köln jungen berufstätigen Juden die Chance geben, sich mit Referenten aus unterschiedlichen Bereichen wie Kultur, Wirtschaft oder Wissenschaft zu treffen und in geselliger Runde Erfahrungen, Ideen und Wissen auszutauschen.
Es sollen Abende sein, an denen sich die Teilnehmer unkompliziert kennenlernen und auch berufliche Kontakte knüpfen können. Die meisten erreichte Bennett über die Facebook-Gruppe »Jewish in Köln« und den Verteiler der Kölner Gemeinde – allerdings stehen die Treffen allen Juden aus Nordrhein-Westfalen offen. Diesmal sind einige extra aus Düsseldorf angereist.
Internet An diesem Abend diskutiert man vor allem rechtliche Fragen zum Bloggen, zum Downloaden und der Benutzung von Streaming-Seiten. Ein Teilnehmer ärgert sich über den Umstand, dass das Herunterladen von Videos und Filmen immer häufiger als illegal eingestuft werde. Er hält das für unzeitgemäß. Rothe allerdings sieht auch die Notwendigkeit: »Die meisten Filme werden defizitär produziert und spielen nur noch 60 Prozent ein.« Warum dann überhaupt noch produziert wird? »Alle hoffen auf den Blair-Witch-Project-Effekt« – auf einen Film also, der nicht viel kostet und Millionen einspielt.
Hin und wieder schweifen die Nachfragen und Erzählungen ab. Offen spricht Rothe auch über »Gesinnungsanwälte«, wie er sie nennt. Die gingen regelmäßig auf Demonstrationen – mit gelben Westen, auf denen »Legal Team« steht. Davon halte er nicht so viel. Oder doch? »Ich will eigentlich auch nur so eine Weste – ich geb’s ja zu!«, sagt er augenzwinkernd.
kontrolle Bis zum Schluss gibt es Fragen: Kann man das Internet kontrollieren? Soll man das überhaupt? Wie schafft man einen gerechten Ausgleich zwischen Staat, Firmen und Nutzern? »Dafür, dass ihr für alles eine Definition habt, ist die letzte Entscheidung dann doch sehr subjektiv«, urteilt ein Diskutant zum Schluss kritisch über Juristen. Man kann es eben nicht allen recht machen.