Der James-Israel-Saal des Jüdischen Krankenhauses ist hell erleuchtet. Rund 30 Menschen haben an langen, festlich gedeckten Tafeln Platz genommen. Vor dem Fenster steht ein Tisch mit Tabletts voller Sufganiot, in der Mitte des Raumes prangt eine Chanukkia mit fünf Kerzen. Daneben bringt sich der Re’ut-Chor in Position. Kantor Gabriel Löwenheim gibt den Sängern letzte Anweisungen vor dem Auftritt.
Es ist der fünfte Tag Chanukka. Während es draußen allmählich dämmert, begrüßt Heinz Rothholz, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins des Jüdischen Krankenhauses, die Gäste, darunter Ärzte, Patienten und etliche der insgesamt rund 120 Vereinsmitglieder.
tradition Auch wenn die Chanukkatage in diesem Jahr mit Weihnachten zusammenfallen, freue er sich, diese Tradition im Jüdischen Krankenhaus fortzusetzen, so Rothholz. Zum ersten Mal trete der Re’ut-Chor auf. »Re’ut heißt so viel wie ›tiefe Freundschaft‹«, sagte Rothholz. Genau die verbinde den Chor mit israelischer und jüdisch-liturgischer Musik und den Förderverein mit dem Krankenhaus.
Nach der Einstimmung mit Chanukkaliedern wie »Sewiwon« und »Jamei Chanukka« entzündete Jonah Sievers, Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, das fünfte Chanukkalicht. In seiner Ansprache erinnerte er an das Wunder von Chanukka, die Rückeroberung des Tempels von den Griechen und damit den Sieg der Tora über den Hellenismus.
So sei Chanukka auch ein »Symbol dafür, dass wir in einer dunklen Zeit Licht verbreiten, jeden Tag eine Kerze mehr«, so der Rabbiner, und damit – gerade angesichts des jüngsten Terroranschlags in Berlin – der Hoffnung Ausdruck verleihen, »dass das Licht über das Dunkel siegen« werde, wenngleich möglicherweise »in kleinen Schritten«.
evergreens Nach dem Lichterzünden gaben die 25 Männer und Frauen des Chors, die in verschiedenen Synagogen der Berliner Gemeinde beten und die ihre Liebe zur jüdischen Musik zusammenbringt, mit Chanukkaliedern, Synagogalmusik und israelischen Evergreens weitere Einblicke in ihr vielseitiges Repertoire.
»Die Feiern werden von Jahr zu Jahr schöner«, schwärmt Kai-Uwe Agatsy, Beisitzer im Vorstand des Fördervereins. Der Rechtsanwalt muss es wissen, denn es ist bereits die vierte Chanukkafeier in Folge, an der er teilnimmt. Es sei besonders wichtig, die jüdischen Traditionen wie Chanukka und Rosch Haschana in den Räumen des Krankenhauses zu pflegen, weil die Wurzeln des Krankenhauses jüdisch seien, medizinisch wie kulturell.