Die Frau im Judentum» – so lautete das Motto des diesjährigen Europäischen Tags der jüdischen Kultur. In der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern gab es dazu gleich mehrere Highlights: Gezeigt wurde der hierzulande noch völlig unbekannte amerikanische Spielfilm Arranged (2007) über die Freundschaft zweier junger Frauen in Brooklyn. Beide sind religiös, frisch verheiratet, den Traditionen ihrer Herkunft – Judentum und Islam – treu ergeben.
Als Höhepunkt des Tags trat Sandra Kreisler mit Liedern und Chansons auf – musikalisch begleitet von Gennadij Desatnik und Valeriy Khoryshman. Mit dem Konzert konnte die Leiterin des Kulturzentrums der IKG, Ellen Presser, ihren Gästen einen besonders eindrucksvollen Abend bieten. Gleich zu Beginn rief Sandra Kreisler eines der bekannten Lieder ihres Vaters in Erinnerung. Doch längst hat die Tochter ihren eigenen musikalischen und kabarettistischen Weg gefunden.
repertoire Dieser ist zwar – wie beim Vater – von jüdischem Humor geprägt, aber doch anders. So wie auch ihre Zeit eine andere ist. Charakteristisch jedoch sind der kritische Blick und das leidenschaftliche Herz der Künstlerin, mit dem das jeweilige Publikum konfrontiert ist. Sandra Kreisler hat als Kind der Sänger Georg Kreisler und Topsy Küppers ihre Begabung eben von beiden Eltern geerbt.
Nun ist das Potenzial, das man mitbekommt, die eine Sache. Die andere, nämlich, was man daraus macht, ist vielleicht sogar noch eine schwierigere, weil die Erwartung des Publikums und der Anspruch an sich selbst noch viel größer sind. «Wenn ich schöne Lieder kennenlerne, die mich berühren, die mir etwas sagen oder das ausdrücken, was ich sagen möchte, dann kann ich nicht anders, als diese Lieder weiter tragen», sagt Sandra Kreisler.
So präsentierte die Sängerin dann auch die Ereignisse in ihrer Interpretation – augenzwinkernd-ironisch. Satirisches war eingebettet in meist weiche, harmonische Musik. Jiddische Melodien verraten nicht, dass die Sängerin eigentlich wenig von jeglicher Klezmer-Folklore hält.
Intimfeind In ihrem Repertoire sind auch David Hofstein und Itzig Fefer vertreten, zwei Dichter, die im Stalinismus wegen ihrer jüdischen Herkunft ermordet wurden. Ein eindrucksvolles Beispiel brachten auch Kreislers musikalische Begleiter in dem Stück «Kiewer Tramway», das stilistisch zwar an Klezmermelodien erinnerte, im Text aber vom harten Alltag der Durchschnittsbevölkerung erzählt. Kreisler, in München geboren, von den USA bis Israel weit herumgekommen, sang außerdem ihren «Jiddischen Cowboy» und «Ein ganz normales Land». Sie kombinierte Texte von Christian Morgenstern über Fredi Dura bis zur Liedkunst des Intimfeindes ihres Vaters, Gerhard Bronner.
Kreisler sang auch Neues wie «Die Andern» von Roger Stein, ihrem Lebensgefährten, und Evergreens von Georg Kreisler wie «Ich hab ka Lust» oder «Weder noch», die so zeitlos frisch sind, dass man sich in jedem Jahrzehnt darin wiederfinden kann. Das hebräische «Schum Davar», wie Kreisler ihr Programm betitelt, bedeutet übersetzt «Gar nichts». Doch der Abend war alles andere als das – nämlich ein ganz großes Erlebnis.
Einen Star ganz anderer Art bot die Vernissage der Bilddokumentation über Liz Taylor. Die weltberühmte Schauspielerin im Mittelpunkt einer Veranstaltung zum Thema «Die Frau im Judentum»? Ja, denn Elizabeth Taylor ist mit 27 Jahren zum Judentum konvertiert und unterstützte Israel ihr Leben lang. Das sollte ihr, die damals bereits dreimal für den Oscar nominiert war und später die ägyptische Herrscherin Cleopatra spielte, den Boykott der arabischen Welt einbringen.
umschwärmt Was Taylors Beziehung zum Judentum anbelangt, so erfuhren die Besucher in Adrian Prechtels kenntnisreichem Einführungsvortrag noch einen weiteren Aspekt: Elizabeths Mutter Sara Viola Warmbrodt, erklärte der Kulturredakteur der Münchner Abendzeitung, war deutsch-jüdischer Herkunft. Prechtel, der beim Buchverlag LangenMüller in der Reihe «Star-Legenden» im Jahr 2006 einen kleinen Bildband über die Schauspielerin veröffentlicht hatte, beschrieb kaum Bekanntes aus dem Leben der umschwärmten wie skandalumwitterten Taylor.
Sie bekam den Humanitarian Award des Simon Wiesenthal Center und wurde im Jahr 2000 von der britischen Königin Elisabeth II. zur «Dame Commander» ernannt – «in dem Land, in dem sie geboren wurde, das sie in allen Höhen und Tiefen immer gefeiert hat», wie Prechtel unterstrich. «In Amerika dagegen war Liz Taylor jahrzehntelang die Leinwandkönigin, aber eine, die oft die Prüderie und den Konservatismus der USA zu spüren bekam».
Die Ausstellung über Liz Taylor ist noch bis zum 23. Oktober im Foyer des Gemeindezentrums am Jakobsplatz zu sehen.