Germany’s next Topmodel kommt aus Frankfurt. Das steht seit vergangenem Donnerstag, seit der glamourösen WIZO- Benefiz-Modenschau, vollkommen außer Frage. Aber ob ein Mann oder eine Frau an diesem Abend im Showroom von Mercedes-Benz die beste Figur gemacht hat – das zu entscheiden, dürfte wirklich schwerfallen.
Denn nicht nur zahlreiche Frauen der zionistischen Weltorganisation trauten sich auf den Laufsteg, um aktuelle Mode, Pelze, Schmuck, Brillen, Frisuren und Taschen aus Ateliers, Salons und Boutiquen des Rhein-Main-Gebiets zu präsentieren. Auch unter den Männern der jüdischen Gemeinde Frankfurt hatte man fünf attraktive Models gecastet. Und die legten einen sehenswerten Live-Walk hin, für den sie den begeisterten Beifall des vornehmlich weiblichen Publikums ernteten.
Hilfe Doch der Gang über den Catwalk war bei der »Passion for Cars & Fashion«- Show kein Egotrip oder die Lust an der Selbstdarstellung. Weiterkommen sollten an diesem Abend nicht die Models, sondern die Menschen, die die Hilfe und Unterstützung des Theodor-Heuss-Familienzentrums in Herzlija in Israel in Anspruch nehmen.
Denn der Erlös aus der Tombola und dem Eintrittskartenverkauf soll für den behindertengerechten Umbau des Zentrums verwendet werden. »Das war eine sehr erfolgreiche Benefizveranstaltung«, so das Resümee der scheidenden WIZO-Deutschland-Präsidentin Rachel Singer und Zentralratspräsident Dieter Graumann.
Sich für einen guten Zweck zu engagieren bedeutet aber keineswegs, auf Chic und Stil und vor allem auf Professionalität weniger Wert zu legen. Man habe nur dreimal montagabends geprobt, verriet eine der Mitwirkenden, und das ist bei der Eleganz und Selbstverständlichkeit, mit der sich alle Damen auf schwindelerregenden High Heels über den Laufsteg bewegten, ein erstaunlich kurzes Training.
Ballettlehrerin Inbar Oppenheimer hat die Choreografie einstudiert und dabei wirklich Großartiges aus ihren Schülerinnen und Schülern herausgeholt. Kein Fehltritt, kein Stolpern, keine schwankende Unsicherheit, selbst, als Brautmoden und Abendgarderoben präsentiert wurden und manche Models jede Menge Stoff von Röcken, Schärpen und Schleppen raffen mussten, um sich nur ja nicht darin zu verheddern.
Modische Kreationen Mut zur Opulenz – das war das inoffizielle Motto dieser Show, denn wie TV-Moderatorin Andrea Kiewel, die mit sehr viel Witz und Charme durch den Abend führte, erläuterte: »Weiblichkeit ist angesagt. Man darf wieder Kurven zeigen.«
Doch nicht nur diese. Auch üppiger Goldschmuck, gigantische Sonnenbrillen, gewagte Dekolletés, freche Accessoires wie zum Beispiel ein Bouquet aus Stoffrosen, just dort platziert, wo der Rücken einer Frau endet, und sogar, oh Schreck, breite Schulterpolster sind in der kommenden Saison erlaubt.
Und bei Pelzen zeigt die Frankfurter Designerin Anita Schwarz, eine der Hauptorganisatorinnen des Abends, dass selbst ein gewagter Stilmix schick ist und kein modischer Fauxpas: oben Persianer, unten Nerz, dazu noch Glockenärmel, und das alles zusammengefügt zu einem locker fallenden Cape für die Dame. Während der Herr einen sportlichen Blouson trägt, nur dass dieser, statt aus gegerbtem, harten Leder aus einem flauschigen Kuschelpelz besteht.
Modedesignerin Silke Scholz hat bei ihren Kreationen ebenfalls weder an Stoff noch an Fantasie gespart. Was sie entwirft, ist tragbar auch für Frauen, die nicht mehr ganz in Größe 36 passen. Hier ein mit schwarzer Spitze gefütterter frecher Schlitz an der Rockseite eines knallrot glänzenden Flamenco-Kleides, dort ein züchtig aufgestellter Kragen, der sich hinten zu einer Schärpe verlängert, die den tiefen Rückenausschnitt nur am Rande kaschiert – und das bei einem unschuldigen weißen Brautkleid!
Tombola Alle Firmen, die sich an der Ausstattung der Models beteiligt hatten, stifteten außerdem Gewinne für die Tombola. Die Palette der Preise reichte von einer kostenlosen Probefahrt mit einer neuen Luxuslimousine bis zum Gutschein für dauerhafte Ganzkörperhaarentfernung. Und dass am Ende, anders als bei Heidi Klums Casting-Show, jedes Topmodel sein Foto bekam, als Erinnerung an diesen unvergesslichen Abend, dafür sorgte, wie immer, der unermüdliche Rafael Herlich.