Wuppertal

Brandanschlag auf Synagoge

Spurensicherung am Tatort Foto: dpa

Im Zusammenhang mit dem Brandanschlag auf die Wuppertaler Synagoge hat die Polizei einen zweiten Tatverdächtigen festgenommen. Der am Dienstagabend gefasste Mann sowie der bereits zuvor festgenommene 18 Jahre alte mutmaßliche Mittäter sollten am Mittwochnachmittag in Wuppertal einem Haftrichter vorgeführt werden, sagte Oberstaatsanwalt Hans-Joachim Kiskel dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die Fahndung nach einem möglichen dritten Tatbeteiligten dauerte an. In der Nacht zu Dienstag hatten drei unbekannte Männer einen Brandanschlag auf die Bergische Synagoge verübt. Die Täter warfen mehrere Molotowcocktails auf das Gotteshaus in Wuppertal-Barmen und flüchteten im Anschluss.

Zeitnah konnte ein 18-jähriger Tatverdächtiger festgenommen werden. Seine Staatsangehörigkeit sei ungeklärt, teilte die Polizei der Jüdischen Allgemeinen mit. Ihnen gegenüber bezeichnete er sich selbst als Palästinenser, bestätigte die Beamten. Menschen seien durch den Anschlag nicht verletzt worden. Die Synagoge werde zurzeit auf etwaige Schäden untersucht.

einsatzkräfte Eine Anwohnerin hatte den Brandanschlag in der Nacht der Polizei gemeldet. Als die Einsatzkräfte am Tatort eintrafen, fanden sie auf der Straße einen brennenden Gegenstand sowie zerbrochene Flaschen vor. Außerdem entdeckten sie noch weitere Molotowcocktails. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.

In einer ersten Stellungnahme zeigte sich Zentralratspräsident Dieter Graumann am Dienstag geschockt über den Angriff. »Die Nachricht über den Anschlag auf die Wuppertaler Synagoge macht uns alle fassungslos«, sagte Graumann. »Niemand in Deutschland darf es jemals akzeptieren, dass wie in den vergangenen Tagen zu häufig geschehen, schockierender Hass gegen Juden auf deutschen Straßen offen propagiert und in die Tat umgesetzt wird.«

Graumann forderte Politik, Zivilgesellschaft und insbesondere muslimische Verbände dazu auf, den Antisemitismus in Deutschland mit allen Mitteln zu bekämpfen. »Leider werden wir immer wieder Zeuge, nicht zuletzt bei den aktuellen Demonstrationen, dass zum Teil gerade in muslimischen Gemeinden ein virulenter Antisemitismus verbreitet ist, zu hören auf Schulhöfen wie auch in Moscheen«, betonte Graumann.

Empörung Gerade weil der weit überwiegende Teil der hier lebenden Muslime nicht antisemitisch sei, sondern friedfertig und verlässlich, sollten diese friedlichen Kräfte viel stärker gegen den Missbrauch ihrer Religion für judenfeindliche Hetze eintreten, so der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. »Ich frage mich insgesamt, wo die Empörung darüber bleibt, dass jüdische Menschen wieder offen bedroht und angegriffen werden in Deutschland.«

Fassungslos ist auch der Wuppertaler Gemeindevorsitzende Leonid Goldberg. Erst in der vergangenen Woche hatte ein Unbekannter »Free Palestine« an die Synagoge gesprüht. »Wir sind in großer Sorge«, sagte Goldberg der Jüdischen Allgemeinen. »Es ist meiner Ansicht nach nur eine Frage der Zeit, bis etwas noch Schlimmeres passiert.«

Bewachung Angesichts dieser Gefahr hat die Wuppertaler Polizeipräsidentin nach einem Gespräch mit Goldberg beschlossen, die Synagoge bis auf Weiteres rund um die Uhr bewachen zu lassen. In den vergangenen Jahren wurde das Gebäude ausschließlich während der Schabbatgottesdienste und an den Hohen Feiertagen bewacht.

Auch die Wuppertaler Initiative für Demokratie und Toleranz verurteilte den Anschlag auf die Synagoge auf das Schärfste: »Gewalt ist, war nie – und wird nie Konflikte lösen! Zumal, wenn politische Konflikte zu Glaubenskonflikten umgedeutet und antisemitisch aufgeladen werden. Wir bekunden unsere Solidarität mit der jüdischen Gemeinde! Wir verurteilen jede Form von Antisemitismus!« heißt es in einer Stellungnahme.

Die Initiative hielt eine Mahnwache vor der Synagoge, um »gemeinsam ein solidarisches Zeichen gegen Antisemitismus und Gewalt zu setzen!«

Konflikt Seit Beginn der militärischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen vor drei Wochen kommt es in ganz Deutschland verstärkt zu Angriffen auf jüdische Personen und Einrichtungen.

Am Montag wurde bekannt, dass ein Rabbiner in Frankfurt am Main einen Drohanruf erhalten hat: Ein unbekannter Mann drohte nach Angaben der »Frankfurter Rundschau« damit, Juden zu töten. Zentralratschef Dieter Graumann, der die Drohung öffentlich machte, teilte mit, der Mann habe sich als Palästinenser mit Familie in Gaza bezeichnet. »Wenn seiner Familie etwas passiere«, gab Graumann den Anrufer wieder, »werde er 30 Frankfurter Juden als Vergeltung umbringen.«

In der vergangenen Woche wurden an der Alten Synagoge in Essen vier Männer kurzzeitig festgenommen, nachdem im Internet ein Angriff auf das jüdische Gotteshaus angekündigt worden war. In Detmold und Herne wurden Denkmäler für die in der NS-Zeit zerstörten Synagogen geschändet. epd/ppe

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