Nach dem Brand eines Geräteschuppens auf dem Gelände des städtischen Kindergartens in Chemnitz-Sonneberg ermittelt die Polizei in alle Richtungen. Da hier seit 2011 auch die Jüdische Gemeinde Chemnitz zwei Gruppen und eine koschere Küche betreibt, hat sich das Polizeiliche Extremismus- und Terrorismus-Abwehrzentrum (PTAZ) im Landeskriminalamt (LKA) Sachsen eingeschaltet und einen Zeugenaufruf gestartet.
Darin bittet das LKA um Mitteilungen darüber, wer in der Nacht vom 5. auf den 6. April möglicherweise verdächtige Personen oder Fahrzeuge gesehen oder sonstige relevante Feststellungen gemacht hat. Zeugen können sich beim LKA Sachsen melden. Relevante Ergebnisse, so Pressesprecherin Kathlen Zink, seien bislang noch nicht eingegangen.
Der Vorgang sei automatisch an das PTAZ übergeben worden, weil sich eben auch eine jüdische Einrichtung auf dem Gelände befinde, was aber nicht bedeute, dass von einer politisch motivierten Tat auszugehen sei.
Geräteschuppen Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chemnitz, Ruth Röcher, warnt ebenfalls davor, gleich von einer antisemitisch motivierten Tat auszugehen. »Gebrannt hat ein kleiner Geräteschuppen auf einem großen Gelände, das von einem etwa ein Meter hohen Metallzaun umgeben ist. Wer darübersteigen möchte, kann das einfach tun«, erklärt Röcher die örtlichen Begebenheiten. In den insgesamt fünf Schuppen befindet sich Spielzeug aller Kindergartengruppen, das Eltern des kommunalen Kindergartens sowie der jüdischen Kita gemeinsam angeschafft und bezahlt haben. Es sei nicht individualisiert. »Wenn die Kinder draußen spielen, nehmen sie sich etwas und stellen es in irgendeinem Schuppen wieder ab«, sagt Röcher. Daher könne man nicht von einem gezielten Anschlag ausgehen.
Es habe in der Vergangenheit durchaus Brandstiftungen an Autos sowie mehrere Hakenkreuzschmierereien in Chemnitz gegeben, sagt Röcher. Doch auch diese seien vollkommen plan- und ziellos wie etwa an einem Möbelhaus angebracht gewesen, sodass man sich fragen müsse, ob die Verursacher überhaupt wissen, welche Symbole sie verwendeten, erzählt die Gemeindevorsitzende weiter. Die Polizei ermittle stets in diesen Fällen, aber zu Festnahmen kam es bislang nicht.
Solidarität »Wir haben viel schlimmere Dinge, die passieren, wie jetzt in Berlin, da müssen wir sehr vorsichtig mit dem Vorwurf des Antisemitismus sein«, sagt Röcher. »Wenn es keine solchen Hinweise vom LKA gibt, ist es unverantwortlich, Öl ins Feuer zu gießen.«
Im Gegenteil, die Gemeinde habe viel Solidarität erfahren. Eine vollkommen unbekannte Frau habe eine E-Mail geschrieben und angeboten, Kinderspielzeug oder auch Geld zu spenden. Die Gemeinde sei jedoch gegen Brandschäden versichert und habe freundlich abgelehnt. »Wenn es wirklich zu Taten kommt, die sich gezielt gegen Juden richten, dann benennen wir sie auch so.« Im Fall des Schuppenbrandes gehe sie jedoch von grobem Vandalismus aus. Die Kinder seien sicher.