Das Jüdische Zentrum München gehört längst zu den Besuchermagneten der bayerischen Landeshauptstadt. Führungen und Besichtigung der Synagoge erfahren nach wie vor einen lebhaften Besucherandrang. Die Bedeutung, die dieser Bau in der Beurteilung der internationalen Architekturwelt einnimmt, wurde jetzt erneut unterstrichen. Am 13. Oktober erhielt das Zentrum mit Synagoge, Gemeindezentrum und Museum in Dresden eine Auszeichnung des Deutschen Architekturpreises 2011.
Stadtgefüge In seiner Laudatio, aus der ein Teil auf der Urkunde abgedruckt steht (siehe unten), unterstrich der Präsident der Bundesarchitektenkammer (BAK), Sigurd Trommer, Lage und Entstehungsgeschichte des Zentrums auf einer innerstädtischen Kriegsbrache, die der Münchner Stadtrat 1999 der jüdischen Gemeinde zur Verfügung stellte: »Der städtebauliche Entwurf von drei kubischen Baukörpern lässt die Spuren des zerstörten Stadtgefüges sichtbar bleiben.
Zwischen den Gebäuden entsteht eine Struktur aus Gassen und Plätzen, die das Ensemble sensibel und ohne Anbiederung in das vorhandene Stadtgefüge einbindet. Die hohe, transparente Stahlkonstruktion, die sich aus dem geschlossenen Sockel erhebt, macht die Synagoge zum selbstverständlichen Mittelpunkt zwischen vorhandener Bebauung und den Neubauten«, betont Trommer.
Bei dem Wettbewerb für dieses auch in städtebaulicher Hinsicht so sensible Projekt erhielt das Saarbrücker Architekturbüro Wandel Hoefer Lorch & Hirsch den Preis und den Auftrag zur Realisierung. Allen voran verbrachte Rena Wandel-Hoefer viele Monate auf der Münchner Baustelle und betreute und leitete den Bauablauf.
Dabei war – weit über die heute sichtbaren Elemente des Baus hinaus – eine Vielzahl von Anforderungen zu berücksichtigen. Bundesbauminister Peter Ramsauer, der gemeinsam mit Sigurd Trommer und der Juryvorsitzenden Dörte Gatermann in Dresden die Preise überreichte, hatte in seiner Ansprache wesentliche Elemente heutigen Bauens unterstrichen. Er betonte den Anspruch an höchste Qualität der gebauten Umwelt.
Potenzial Neben ganzheitlichen Konzeptionen seien mehr denn je ein verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen und die Ausschöpfung von Energieeinsparpotenzialen notwendig: »Wir müssen dabei zugleich Identität stiftende, baukulturelle Werte erhalten und ökologisch, ökonomisch und soziokulturell ausgewogene Lösungen umsetzen. Technische Innovationen müssen mit gestalterischen Ansprüchen Hand in Hand gehen.«
Entsprechend war auch »Energieeffizienz in einer ganzheitlichen Konzeption«, wie Juryvorsitzende Dörte Gatermann es formulierte, ein entscheidender Aspekt bei der Auswahl aus den insgesamt 233 für den Deutschen Architekturpreis eingereichten Arbeiten.
Ökologisch Am Jakobsplatz sorgen Fernwärme und insbesondere eine hocheffiziente Wärmerückgewinnungsanlage für eine möglichst hohe Einsparung an Ressourcen und Kosten. Auch die zentrale Warmwasserbereitung erfolgt mit Wärmerückgewinnung.
Das sind nur zwei Beispiele des durchdachten und ökologisch nachhaltigen Energiekonzeptes im Jüdischen Zentrum. Auch die Frischluftzufuhr in der Synagoge war bei der Bewertung der Nachhaltigkeit beziehungsweise der optimalen Nutzung des technischen Innenlebens ein wichtiges Kriterium bei der Ausschreibung des Architekturpreises.